Paukenschlag in der deutschen eReader-Branche: Der japanische Amazon-Konkurrent Rakuten, der im Jahr 2011 den kanadischen eReading-Anbieter Kobo übernommen hat, schnapp sich jetzt Tolino. Das zumindest berichtet die Plattform Lesen.net unter Berufung auf einen entsprechenden Eintrag beim Bundeskartellamt. Die Telekom hat den Deal derweil bestätigt.

Kobo kauft Tolino, Kartellamt prüft

Mit Datum vom 22. Dezember 2016 steht da geschrieben, dass Ra­ku­ten den „Er­werb wes. Ver­mö­gens­tei­le der Deut­schen Te­le­kom AG“ plane – dabei geht es um „to­li­no eRea­ding Ser­vice und eBook-Le­se­ge­rä­te“. Noch handelt es sich bei der geplanten Übernahme um ein laufendes Verfahren. Das heißt, dass das Bundeskartellamt die mögliche Übernahme noch prüft.

Kobo versus Tolino

Kobo Aura One könnte Tolino-eReader ausstechen (c) Kobo/Rakuten

Lesen.net zufolge sollen sich die Unternehmen aber bereits geeinigt haben. Einem Kauf dürfte aber vonseiten der Behörde nicht viel entgegenstehen. Der Marktanteil von Kobo/Rakuten im Bereich eReading und eReader ist nur gering. Die sehr guten Kobo-eReader gab es vorrangig online und nur in wenigen Geschäften, etwa in Elektronikmärkten zu kaufen.

Mit der geplanten Übernahme der von der Telekom maßgeblich mit ins Leben gerufenen Tolino-Allianz könnte Kobo/Rakuten Amazon und dem Kindle die Stirn bieten. Schließlich hatten sich die Tolino-Partner im vergangenen Jahr an die Spitze der eReader-Verkäufe in Deutschland gesetzt.

Zu der Allianz gehören neben der Deutschen Telekom die Buchhandelsketten Thalia, Weltbild, Hugendubel sowie die Onlinehandelsplattformen buch.de, buecher.de und eBook.de und weitere kooperierende Buchhandlungen. Neben den Tolino-Geräten hatte die Allianz mit Tolino Media im Frühjahr 2015 auch ein Selfpublishing-Portal ins Leben gerufen, das dem Rivalen Kindle Direct Publishing das Wasser abgraben sollte.

Nach Übernahme durch Kobo: Was passiert mit Tolino?

Fraglich ist jetzt, ob die eReader und die Online-Angebote parallel zu den Kobo-Geräten und dessen Online-Shop bestehen bleiben. Oder wird am Ende die Marke gleich ganz eingestampft? Für Johannes von Lesen.net ist die Sache relativ klar:

„In Zukunft werden Thalia, Weltbild, Hugendubel & Co. also wohl Kobo-Lesegeräte in ihren Regalen haben. Solche Partnerschaften mit Filialisten sind für Kobo Usus: In Großbritannien arbeitet das Unternehmen mit WHSmith zusammen, in Frankreich mit fnac.“

Was mit Tolino, den eReadern, etwa dem gerade erst vorgestellten Vision 4 HD, den Online-Shops und den eReading-Services wirklich passiert, bleibt abzuwarten. Bisher hat sich noch keiner der betroffenen Unternehmen offiziell zu dem Thema geäußert.

„Tolino bleibt, für Kunden ändert sich nichts“

[Update, 2. Januar 2017] Die Deutsche Telekom hat den Deal bestätigt: „Das kanadische Unternehmen Rakuten Kobo (Toronto), einer der weltweit am schnellsten wachsenden eReading Service-Anbieter, erwirbt zu Ende Januar 2017 die tolino Technologieplattform der Deutschen Telekom und wird damit neuer Technologiepartner der tolino Allianz“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung.

Demnach bleibt die Marke erhalten, alle Services sollen bestehen bleiben, auch die eReader werden weiter unterstützt und die Reihe fortgesetzt – für die Kunden ändere sich nichts. Zu den Gründen für den Ausstieg der Deutschen Telekom und dem Volumen der Übernahme wurde nichts bekanntgegeben.

Nur soviel: „Die Übergabe des Ökosystems an Kobo ist ein Zeichen unserer Marktreife: Nachdem die Telekom für uns der perfekte Gründungspartner war, geht es mit Kobo nun um weiteres Wachstum und insbesondere um das Halten und das Ausbauen von internationalen eReading-Standards“, sagte Nina Hugendubel.

Kobo Aura One im Test: Groß, wasserdicht und fast der perfekte eReader

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