Bevor Amazon am 6. September neue eReader-Modelle präsentiert, möchte ich die Chance nutzen, noch einen längst überfälligen eReader-Testbericht nachzureichen. Der Kindle Touch ist seit dem Frühjahr auf dem deutschen Markt erhältlich. Das Gerät verfügt – wie der Name schon verrät – über einen Touchscreen, anders als Vorgänger Kindle Keyboard und „Bruder“ Kindle 4. Mit 129 Euro ist der Kindle Touch nicht das günstigste Gerät in der Oberklasse der in Deutschland erhältlichen eReader, überzeugt aber durch seine lange Akkulaufzeit, seine Reaktionsschnelligkeit und die gute Bedienbarkeit durch den Touchscreen.

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Kindle Touch Deutschland

Kindle Touch – Touchscreen-Bedienung funktioniert (c) Amazon.com

 

Kindle Touch: Gute Reaktion

Natürlich setzt Amazon auch beim Kindle Touch auf ein modernes E-Ink-Display (6 Zoll, Auflösung: 800×600 Pixel) – diesmal mit Multi-Touch-Bedienmöglichkeit. Der Touchscreen lässt sich gut bedienen, reagiert flüssig auf die Eingabe. Beim Umblättern ist der Touch-Bildschirm für den Ex-Kindle-Keyboard-User allerdings schon etwas gewöhnungsbedürftig, insbesondere was das Zurückblättern angeht. Amazon setzt beim eBook-Lesen auf dem Kindle Touch nämlich auf eine besondere Aufteilung des Touchscreens. Nur ein schmaler Streifen – rund ein Fünftel – auf der linken Seite sorgt für das Zurückblättern. Drückt man dagegen rechts und links der Mitte wird immer vorgeblättert.

Kindle Touch im Test: Anschlüsse (c) Jörn Brien

 

Hat man sich aber einmal daran gewöhnt, ist der Kindle Touch der perfekte Lesebegleiter für unterwegs. Der Kindle-eReader ist mit seinen 211 Gramm zwar nicht ganz so leicht wie der aktuell dünnste eReader der Welt, der Sony Reader PRS-T1, aber der Kindle Touch liegt sehr gut in der Hand und kommt mit nur zwei physischen Buttons aus. Der auffällig geriffelte „Home“-Button sowie der Ein- und Ausschalter. Auch hervorragend: Dank WLAN- bzw. UMTS-Verbindung und der direkten Anbindung an den Amazon-Shop können eBooks schnell und einfach heruntergeladen werden. Einen PC habe ich bisher noch nicht gebraucht. Umgewandelte eBooks oder PDF-Dateien können via SendToKindle oder E-Mail direkt an den eReader gesendet werden. Einziges großes Manko: DRM-geschützte ePub-eBooks können nicht so ohne weiteres auf dem Kindle Touch gelesen werden.

Kindle Touch Test: Langes Lesevergnügen

Hat man aber erst einmal ein paar eBooks auf dem eReader (insgesamt gibt es 4GB internen Speicher, es ist Platz für 3.000 eBooks), dann kann man sich auf ein langes Lesevergnügen ohne lästiges Nachladen freuen. In Sachen Ausdauer liegt der Kindle Touch nämlich auf dem eReader-Markt ganz vorn. Die Chip-Tester haben mich da in meiner subjektiven Meinung bestätigt: Mit einer Akkuladung können über 45.000 Seiten gelesen werden, etwa doppelt so viel wie mit anderen E-Ink-eReadern. Da macht es auch nichts, wenn man bei der Urlaubsvorbereitung das Ladekabel mal zu Hause vergisst.

Kindle Touch im Test: Webbrowser (c) Jörn Brien

 

Wer oft PDFs liest, kann sich beim Kindle Touch auf den Querformat-Modus und eine PDF-Zoom-Funktion freuen. Natürlich ist auch Umwandlung des PDF-Files mithilfe des kostenlosen eBook-Converters Calibre möglich. Amazon bietet für seine Kindle-eReader zudem eine einfache PDF-Konvertierung per E-Mail an. Bei normalen eBooks lässt sich zwischen acht verschiedenen Zeichengrößen und drei Schriftarten wählen. Besonders cool: Die Schriftgröße lässt sich einfach durch „Aufziehen“ mit zwei Fingern verändern, so, wie man es von Website-Ansichten bei Tablets gewohnt ist.

MP3-Player, Webbrowser, Text-to-Speech

Noch ein kurzes Wort zu den Beta-Funktionen. Auf dem Kindle Touch kann man Audio-Dateien hören. Am besten schließt man dazu einen Kopfhörer (3,5mm-Klinkenstecker) an den eReader an. Es gibt zwar auch Stereo-Lautsprecher, die allerdings nicht besonders leistungsstark sind. Über den Webbrowser kann man (WLAN-Netz vorausgesetzt) ganz normal im Internet surfen. Die Darstellung ist aufgrund des E-Ink-Screens zwar nicht annähernd so flüssig – und farbig – wie am Tablet, aber um das eine oder andere nachzuschauen, reicht es locker. Die Text-to-Speech-Funktion ist ein witziges Feature, funktioniert derzeit aber fast ausschließlich bei englischsprachigen Texten. Dabei kann der User die Vorlese-Geschwindigkeit einstellen sowie zwischen einer männlichen und einer weiblichen Stimme entscheiden.

Wenn ihr euch auf die Suche nach Zubehör – etwa Kindle-Taschen – begebt, dann achtet darauf, dass der Kindle Touch etwas größer und dicker ist als z.B. der Kindle 4 (172 x 120 x 10,1 Millimeter vs. 166 x 114 x 8,7 Millimeter). Noch ein paar weitere technische Daten. Der Kindle Touch verfügt über einen Micro-USB-Anschluss. Bei einem Micro-SD-Steckplatz heißt es allerdings weiterhin: Fehlanzeige. Diese Formate liest der Kindle Touch: Kindle (AZW), TXT, PDF, ungeschützte MOBI, PRC nativ; HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG, BMP nach Konvertierung.

Fazit: Ohne jetzt schon die neuen Kindle-eReader-Modelle von Amazon oder den neuen Sony Reader PRS-T2 zu kennen, ist der Kindle Touch für mich ganz klar in der Spitzengruppe der in Deutschland erhältlichen eReader angesiedelt. Nicht nur die gute Bedienbarkeit und die lange Akkudauer, auch die direkte Anbindung an den Kindle Store finde ich wichtig und gut gelungen.

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