PocketBook Ultra im Test: Schickes Design, OCR und Kamera mit Optimierungsbedarf
Der PocketBook Ultra wird als erster „echter“ eReader mit Kamera in die Geschichte eingehen. Aber kann das Gerät die hohen Erwartungen erfüllen? Wir haben den Test gemacht und insbesondere die OCR-Texterkennung und die Kamera unter die Lupe genommen.
Zuerst einmal ein ausdrückliches Lob: Der PocketBook Ultra ist wirklich schick und handlich, sieht edel aus und liegt gut in der Hand. Er ist nur 7,9 Millimeter dick und 175 Gramm schwer. Neben den vier (teils individuell belegbaren) Bedienknöpfen (eigentlich eher Druckflächen für Home, Blättern und Menü) auf der Vorderseite, direkt unter dem Display, verfügt der eReader über zwei Blättertasten auf der Rückseite.
PocketBook Ultra: Rückseitige Blättertasten
Diese können seitenverkehrt eingestellt werden, so dass man als Rechtshänder das Gerät beim eBook-Lesen bequem in der Hand halten und auf der eigentlich linken Seite umblättern kann, das hat im Test prima funktioniert. Darüber hinaus gibt es einen Ein- und Ausschalter und natürlich lässt sich der PocketBook Ultra auch über den Touchscreen bedienen.
Das E-Ink-Carta-Display ist 6 Zoll groß, verfügt über eine integrierte Frontbeleuchtung, die sich stufenlos regeln und komplett ausschalten lässt. Der Touchscreen löst mit 1.024 x 758 Pixeln auf, was 212 dpi entspricht. Allerdings kann das Display leider nicht ganz mit dem des Branchenprimus Kindle Paperwhite 2 mithalten, aber dazu später noch etwas mehr.
Der ganz große Vorteil des PocketBook Ultra ist seine Vielfalt an Formaten, Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten. So beherrscht der eReader nicht nur alle erdenklichen Textformate (ePub DRM, ePub, PDF DRM, PDF, FB2, FB2.ZIP, TXT, DJVU, HTML, Doc, Docx, RTF, CHM, TCR, PRC (MOBI)), sondern bringt auch Funktionen wie Audio (eBook-Vorlesenlassen, Musik und Hörbücher hören) mit, die von anderen eReader längst verbannt wurden.
Formatevielfalt und zahlreiche Features
Zu den besonderen Features zählen die mögliche Dropbox-Anbindung, die Send-to-PocketBook-Funktion, die Texterkennung (OCR), die bereits erwähnte Kamera inklusive Fotoalbum, ein integrierter Browser, ein Kalender mit Uhr und Spiele wie Sudoku und Scribble. Auch Wörterbücher sind mit an Bord.
Unter der Haube arbeitet ein 1 GHz-Prozessor mit 512 MB Arbeitsspeicher. Der integrierte Speicher für eBooks, Dokumente, Hörbücher und Co. beträgt 4 GB, per Micro SD kann auf bis zu 32 GB aufgestockt werden. Zudem gibt es eine 5 MP Kamera und ein dazugehöriges Blitzlicht.
Geladen und an den PC angesteckt wird der PocketBook Ultra über den Micro-USB-Anschluss und das entsprechende mitgelieferte Kabel. Ins Internet gelangt man über die integrierte WLAN-Verbindung. Der Akku (Li-Ion, 3,7V, 1500 mAh) soll einen Monat ohne Nachladen durchhalten. Die Audiofunktionen lassen sich nur über – nicht mitgelieferte Kopfhörer nutzen, Lautsprecher sind nicht eingebaut.
Schick, schlank und handlich
Nun aber wieder etwas weg von den technischen Spezifikationen und zum persönlichen Eindruck. Wie bereits zu Beginn gesagt, der PocketBook Ultra ist wirklich schick, schlank und handlich. Mir gefällt sein Äußeres sehr gut, auch wenn die Rückseite nicht gummiert ist, und man sich beim Halten erst daran gewöhnen muss. Das eBook-Lesen mit einer Hand hat bei mir ausnehmend gut funktioniert.
Schaltet man den PocketBook Ultra erstmals ein und hat den eReader mit dem WLAN verbunden, muss man zuerst ein ziemlich großes Update (143,5 MB) laden, was hoffentlich den nicht so technisch versierten eReader-Nutzern gleich den Spaß vermiest, denn das dauert eine Weile.
Danach geht es aber flott los und positiv fällt sofort die neue aufgeräumte Oberfläche auf. Darauf zu sehen: Die zuletzt gelesenen eBooks/Dokumente mit einem schönen großen Cover, darunter die neu geladenen eBooks. Ganz unten finden sich schließlich die Symbole für „Bibliothek“, „Store“ und „Kamera“.
Die Zusatzfunktionen (Browser, Audio, Spiele, Dropbox etc.) erhält man durch das Tippen oder Hochstreichen vom unteren Bildschirmrand. Einstellungsmöglichkeiten können auf der entgegengesetzten Seite aufgerufen werden. Hier finden sich etwa die „Einstellungen“ und die stufenlose Regelung der Beleuchtung.
Display: PocketBook Ultra vs. Kindle Paperwhite 2
Hier fällt aber bereits auf, was sich in einer direkten Gegenüberstellung als Gewissheit erweisen sollte: Der PocketBook Ultra kann trotz E-Ink-Carta-Displays und der gleichen Auflösung in puncto Displayqualität nicht mit dem Kindle Paperwhite 2 mithalten.
Das beginnt mit den Kontrasten und hört bei der Frontbeleuchtung nicht auf. Gestört haben mich auch die ziemlich auffälligen Ghosting-Effekte am PocketBook Ultra, die ich vom Paperwhite nicht in der Form kenne. Sowohl im Dunkeln als auch bei Tageslicht erscheint mir das Display des Kindle-Geräts deutlich besser zu sein.
Kamera und OCR-Texterkennung enttäuschend
Ein zweiter, weitaus größerer Kritikpunkt, gilt allerdings der Kamera und der OCR-Texterkennung – vielleicht auch, weil ich mich genau darauf so gefreut hatte. Diese Funktionen sind aber eine reine Enttäuschung. Vielleicht lässt sich das durch ein Update beheben, bis jetzt kann man das allerdings bestenfalls als „Spielerei“ verbuchen. Im Klartext: nutzlos! Leider.
Im Video könnt ihr sehen, wie das Ganze funktioniert. Die OCR-Texterkennung dauert, so sie gut funktionieren würde, mehrere Minuten, ist also für das Einscannen mehrerer Seiten Text unbrauchbar. Zudem wird der Text, auch kurze Passagen, nur unzureichend erkannt, man müsste also per Hand ordentlich nachbearbeiten.
Das liegt sicherlich auch an der Kamera, die, wenn sie schon nicht zur schnellen Texterkennung genutzt wird, auch als Foto-Kamera keine Alternative zu Smartphone-, Tablet- oder gar Systemmodellen darstellt. Was zum einen daran liegt, dass der eReader die Fotos nur monochrom anzeigen kann. Aber selbst wenn man das Foto auf den Computer zieht, erinnern sie eher an schlechte Handyfotos, braucht man also auch nicht.
Nicht, dass das schlimm wäre, den eReader nutzt man ja ohnehin vorrangig zum Lesen von eBooks und Texten. Ärgerlich an dem Ganzen ist lediglich, dass man für die Kamera und die OCR-Funktion (freiwillig) einen Aufpreis zahlt. Schließlich hat der PocketBook Ultra bei Erscheinen 169 Euro gekostet, ist jetzt bei Amazon immerhin schon für rund 160 Euro zu haben.
Fazit: Der PocketBook Ultra hat mich als eReader überzeugt. Er kommt mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeit, liest alle möglichen Formate und beherrscht Text-to-Speech sowie das Abspielen von Hörbüchern (MP3). Der neue PocketBook-eReader ist schick und man kann eBooks prima mit einer Hand lesen (nicht zuletzt dank der rückseitigen Blättertasten).
Was mich leider gar nicht überzeugt hat, waren die Kamera und die damit verbundene OCR-Texterkennung. Nicht nur, dass die Kamera unverständlicherweise unten auf der Rückseite integriert wurde, wo man als Rechtshänder den eReader eigentlich hält, sie bietet auch nur wenig qualitative Fotos und die OCR-Texterkennung funktioniert mehr schlecht als recht.
Testnote: 2,7
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Technische Spezifikationen PocketBook Ultra
Maße: 162,7 х 106,7 х 7,9 mm
Anzeigen: 6″, E Ink® Carta, 1.024 x 758 Pixel, 212 dpi, Frontlicht
Grautöne: 16
Farbe: Weiß, Smaragdgrün, Dunkelbraun
Akku: Li-Ion, 3,7V, 1500 mAh, Laufzeit bis zu 1 Monat
Prozessor: 1 GHz
RAM: 512 МB
Flashspeicher: 4 GB
USB-Schnittstelle: Micro USB
Kartenart: Micro SD bis zu 32 GB
eBook-Formate: EPUB DRM, EPUB, PDF DRM, PDF, FB2, FB2.ZIP, TXT, DJVU, HTML, DOC, DOCX, RTF, CHM, TCR, PRC (MOBI)
Bilderformate: JPEG, BMP, PNG, TIFF
Audioformate: MP3
Gewicht: 175 Gramm
Touchscreen: Kapazitiver Multisensor
Kamera: 5 MP mit Autofokus und Blitz
WLAN-Verbindung: Wi-Fi (802.11 b/g/n)
Zusatzfunktionen: Texterkennung (OCR), ReadRate, DropBox, Send-to-PocketBook, Audioplayer, Browser, Buchladen, Fotoalbum, Kalender mit Uhr, Klondike, PocketBook Sync, Rechner, RSS News, Schach, Scribble, Sudoku, Wörterbücher
Material: Kunststoff (Bildschirm: Glas)
Wörterbuch: ABBYY Lingvo®: Universal (En-Ru), Universal (Ru-En), Universal (Uk-Ru), Universal (Ru-Uk), Universal (Uk-En), Universal (En-Uk)
Entwickler: Obreey Products
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