Im Vergleich zu einer Bildschirmtastatur ist die Lösung beim Yoga Book durch die leicht angeraute Oberfläche der Touch-Einheit angenehmer. Auch die Hintergrundbeleuchtung ist gut umgesetzt: Sie ist hell, blendet aber im Dunkeln nicht unangenehm. Längere Hausarbeiten oder gar eine Abschlussarbeit werden aber die wenigsten auf dem Yoga Book tippen, längere Texte zu schreiben, macht auf dem Yoga Book keinen Spaß.

Die Touch-Oberfläche ist leider kratzempfindlich: Nach rund fünf Wochen sind die ersten kleinen Kratzer drin. Wer das Yoga Book nicht immer in einer Schutzhülle transportiert und beim Zuklappen nicht immer kontrolliert, ob nicht vielleicht Krümel auf der Oberfläche sind, wird recht schnell kleine Kratzer haben, die zwar blöd aussehen, die Funktion aber nicht beeinträchtigen.

Die verschiedenen Minen nerven

Der Stift beginnt mich im Unialltag schnell zu nerven: Da für das Schreiben auf dem Papier und dem Zeichnen auf der Touch-Oberfläche oder dem Display verschiedene Minen benötigt werden, muss ich diese ständig wechseln. Wenn ich gerade in meinem Notizblock mitgeschrieben habe und in der Präsentation des Professors etwas anstreichen will, muss ich die Mine wechseln.

Lenovo Yoga Book im Test - die Eingabe per Stift (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Lenovo Yoga Book im Test – die Eingabe per Stift (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Und vor allem muss ich ständig darauf achten, sie nicht zu verlieren. Weder im Stift noch am Tablet gibt es eine Aufbewahrungsmöglichkeit. Da Lenovo nur eine Kunststoffspitze mitliefert, sollte auf diese besonders achtgegeben werden. Von den Spitzen mit Tinte liegen immerhin drei Stück dem Tablet bei, jede soll laut Lenovo zwei bis drei Kilometer zurücklegen können. Sollten sie leer sein, können sie im 3er-Paket für 15 Euro nachbestellt werden – nicht gerade ein studentenfreundlicher Preis.

Von den nervigen Minenwechseln abgesehen, ist die Eingabe mit dem Stift toll. Er liegt gut in der Hand und wird zuverlässig erkannt, Lenovo setzt auf Wacoms Feel-IT-Technologie. Insgesamt 2.048 Druckstufen werden erkannt, das funktioniert ohne Probleme.

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Wie eingangs schon erwähnt, liefert Lenovo auch einen magnetischen Block mit, der an der Touch-Oberfläche fixiert werden kann. Unverständlich ist, dass nicht auf ein klassisches DIN-Format gesetzt wurde. So sind DIN-A5-Blätter zu klein und DIN-A4-Papier viel zu groß. Das ist ein wenig nervig, zumal Lenovo passendes Papier sehr teuer verkauft: 75 Seiten kosten 10 Euro.

Android oder Windows? Zwei Betriebssysteme zur Wahl

Das Yoga Book verkauft Lenovo mit Windows 10 oder Android 6.0 als Betriebssystem. Für welche Variante man sich entscheidet, ist letztendlich eine Frage des Geschmacks. Bei der Leistung und Akkulaufzeit unterscheiden sich die beiden Varianten nicht. Und auch die wichtigsten Office-Anwendungen und Notiz- und Zeichen-Apps gibt es für beide Betriebssysteme.

Um die Produktivität zu verbessern, unterstützt Lenovos Android-Launcher Apps im Fenstermodus. So kann neben einem Zeichenprogramm auch der Browser geöffnet sein. Das funktioniert gut und ruckelt auch nicht.

Verfügbarkeit und Fazit

Das Lenovo Yoga Book mit 64 GByte Speicher und Android als Betriebssystem kostet rund 450 Euro, das mit Windows als Betriebssystem rund 550 Euro. Wer jeweils die Variante mit LTE-Modem haben möchte, muss 100 Euro mehr bezahlen.

Kann man bei einem Convertible einfach mal die physische Tastatur weglassen? Lenovo hat es sich getraut und mit dem Yoga Book gezeigt, dass es gut geht. Das Gerät ist sehr dünn und leicht – perfekt für unterwegs. Und ganz weg ist die Tastatur ja auch nicht.

Immerhin wird bei eingeschalteter Beleuchtung ein Tastenfeld auf der großen Touch-Fläche des Geräts angezeigt. Auf diesem tippt es sich überraschend gut, doch ist das laute Vibrations-Feedback den Menschen um mich herum schnell auf die Nerven gegangen.

Deswegen bietet es sich eher an, vor allem kurze Texte einfach handschriftlich zu verfassen; das klappt mit dem Yoga Book sehr gut. Nur ist ein wenig unverständlich, warum sich Lenovo beim Papierblock nicht nach den DIN-Normen gerichtet hat. Wer wirklich passgenaues Papier haben möchte, muss dieses überteuert bei Lenovo kaufen.

Beim Stift sollte Lenovo noch einmal nachbessern: Wer auf Papier schreiben will, gleichzeitig aber auch mit dem Stift auf dem Display Dinge markieren möchte, muss umständlich die Minen wechseln. Das nervt einfach, weswegen Lenovo eine andere Lösung finden sollte.

An der Leistung gibt es wenig zu meckern – man erwartet von einem solch kleinen Convertible auch nicht, dass darauf gespielt werden kann. Einzig die eMMC ist einfach zu langsam, was vor allem beim Kopieren von Dateien auffällt. Der Akku ist gut, einen knappen Tag lang hält das Convertible bei mittlerer Helligkeit.

Gewagte Idee umgesetzt

Lenovo hat mit dem Yoga Book eine gewagte Idee gut umgesetzt und so ein Convertible mit interessanten Eingabemethoden auf den Markt gebracht. Und hierin liegt auch der Knackpunkt: Nur wer wirklich oft per Stifteingabe Notizen und Zeichnungen digital anfertigen will, sollte zum Yoga Book greifen. Besonders Studenten werden das Gerät zu schätzen wissen. Auch wenn der Will-haben-Faktor groß ist, sollten alle anderen zu einem richtigen Tablet oder einem Notebook mit echten Tasten greifen.

Ein Test von Sebastian Wochnik

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