„Der Friedhof in Prag“ von Umberto Eco: Äußerst umstritten, aber lesenswert
„Der Friedhof in Prag“ ist der vorletzte Roman aus der Feder des Genies Umberto Eco. Es ist allerdings ein Werk, an dem sich die Geister scheiden. Viele Kritiker hatten vieles auszusetzen. Hier steht, warum man es trotzdem lesen sollte.
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Zunächst einmal deswegen: Ein Roman von Umberto Eco birgt immer jede Menge interessanter Dinge. Außerdem ist „Der Friedhof in Prag“, 2011 erschienen, Ecos vorletztes großes Buch. Und überdies war Eco, der im Februar 2016 gestorben ist, einer der größten Schriftsteller unserer Zeit. Das allein ist natürlich noch kein Grund, jedes Buch von ihm lesen zu müssen. Doch „Der Friedhof in Prag“ weiß dennoch zu faszinieren, zumindest streckenweise.
„Der Friedhof in Prag“: Antisemitische Verschwörungen
Denn Eco versteht sich einfach darauf, Spannung zu erzeugen, er hantiert mit Phantasie. „Der Friedhof in Prag“ ist ein lehrreiches Buch, zugleich ein belesenes, ein mitdenkendes, ja ein witziges. Der italienische Antisemit Simone Simonini ist der Protagonist, die Handlung setzt im Paris des Jahres 1897 ein.
Simonini ist ein Verschwörer, der wiederum eine Verschwörungstheorie in Umlauf bringt, die den Ursprungsstoff der „Protokolle der Weisen von Zion“ darstellen soll. Dieses antisemitische Pamphlet gab es wirklich, es wurde 1903 in Russland veröffentlicht. Es beruht jedoch auf Fälschungen, erfundenen Texten und den bloßen Meinungen von verschwörerischen Antisemiten. Eco platziert Simonini also an einen realen Punkt der Weltgeschichte.
Und er lässt ihn durch Europa reisen, wo er – ähnlich wie Forrest Gump im gleichnamigen Film – immer wieder mehr oder weniger zufällig bei wegweisenden Ereignissen dieser Zeit zum Zeugen wird. Unerlässlich schreibt Simonini dabei seine antisemitischen Gedanken zu diesen Ereignissen nieder, bis seine Vorlagen Verwendung in den genannten „Protokollen der Weisen von Zion“ finden, die als argumentative Grundlage für die angebliche „jüdische Weltverschwörung“ dienen. Ein durch und durch unsympathischer Kerl also, dieser Simonini – aber er ist eine erfundene Figur, ganz im Gegensatz zu fast allen anderen, die im Roman auftreten.
Immer schwieriger zu lesen
Der Leser arbeitet sich durch Simoninis Tagebuch, in dem dieser von immer neuen Hinterzimmertreffen, Aktionen im Untergrund, Versteckspielen und dergleichen mehr berichtet. Dazu kommen eine Erzählstimme und ein Auftraggeber, der dem Italiener einsagt, was zu tun sei. Das ist zwar verwirrend, aber unterhaltsam. Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt.
Denn irgendwann verliert sich Eco im zunehmenden Bemühen, alle Ereignisse des Buchs mittels Fußnoten als historisch wahr zu belegen, was ermüdet. Das letzte Drittel des Romans besteht gefühlt fast nur noch aus Fußnoten, mit denen Eco die Beweise zu längst bewiesenen Tatsachen liefert. Ein wirkliches Ende hat „Der Friedhof in Prag“ dann auch nicht.
Dennoch: Wer ausblenden kann, dass das Buch immer schwieriger zu lesen wird, wer keinen dramaturgischen Abschluss eines Buchs braucht und wer nachfühlen möchte, was Propaganda, Meinung und Verschwörungstheorie zu erschaffen vermögen, der findet mit Ecos Roman moralische Erkenntnisse, komplexe Vorgänge und viel Philologie, also Liebe zur Sprache. „Der Friedhof in Prag“ ist nicht Ecos bestes Werk, es ist etwas zu verspielt. Aber schlecht ist es deswegen nicht.
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