Beim Tagebuch schreiben kommen wir zur Ruhe und erhalten die Gelegenheit zur Reflexion. Ein Tagebuch kann gleichfalls bei der Bewältigung des Alltags helfen. Nicht zuletzt unterstützt es im Kampf gegen das Vergessen.

Schreiben gegen das Vergessen

Das vielleicht bekannteste Tagebuch stammt aus dem Zweiten Weltkrieg. Anne Frank hat es uns hinterlassen, ohne dass dies in ihrer Absicht lag. Dennoch konnten Generationen nach ihr Anteil nehmen am Schicksal des vom Nationalsozialismus verfolgten Mädchens. Bis heute steht es auf den Bestsellerlisten weit oben und wurde bereits in 70 Sprachen übersetzt, wie sich der Website zum Museum »Anne Frank Haus« entnehmen lässt. Was Anne Frank tat, ähnelt sehr den Motiven der Menschen, die auch heute noch Tagebuch schreiben: Zunächst sollen die Erinnerungen aufbewahrt werden und nur die wenigsten denken an eine Veröffentlichung. Tagebücher dienen vornehmlich der Reflexion des Erlebten.

Form und Inhalt beim Tagebuch schreiben

Wer die angebotenen Tagebücher im Schreibwarenhandel prüft, stellt fest, dass die meisten Produkte mit einem Schloss ausgestattet sind. Die Inhalte sind offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit vorgesehen. Allerdings scheint die populäre Kommunikationsform des Blogs ganz andere Vorzeichen zu besitzen: Gerade die breite Masse soll erreicht werden und vielfach schildern die Schreiber sehr persönliche Geschichten aus ihrem Leben. Die Fokussierung auf ein Thema hilft manchen Tagebuchschreibern, Abstand vom eigenen Ich zu gewinnen und sich und seine Umwelt aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Quasi als Gesprächstherapie in Buchform. Dabei sind sämtliche Erscheinungsformen der Literatur vertreten: Manche schreiben Gedichte, andere sammeln nur Stichworte und anderenorts finden sich ausführliche Erzählungen.

Die Öffentlichkeit beteiligen: Lesungen

Angesehene Dichter und Denker aus der deutschen Vergangenheit werden gern und oft gelesen. Deren Tagebücher sind nach ihrem Tod lange veröffentlicht und stehen allen Interessierten zur Verfügung. Manche berühmte Persönlichkeit bedingt sich allerdings aus, dass ihre Aufzeichnungen erst nach Ablauf einer bestimmten Frist in die Öffentlichkeit gelangen. Meistens halten sich die Erben an die Wünsche der Verstorbenen. So gerieten die Tagebücher von Marilyn Monroe erst knapp 50 Jahren nach ihrem Tod in die Hände eines Verlegers. Allerdings kennen wir auch Tagebücher, die für den Verkauf konzipiert wurden. Sie werden nur periodisch gepflegt. Zu ihnen zählen Reisetagebücher. Was einzelne mit ihren Tagebüchern verbinden und wie sie deren Inhalte gestalten, ist so persönlich wie individuell.

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