Das Hörbuch: Ein Klassiker erlebt eine Renaissance
Nicht nur bei Freunden unterhaltsamer Literatur, sondern auch bei den Lesern von Fachbüchern erfreuen sich Hörbücher seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Und das hat auch einige gute Gründe: Schließlich ist es um einiges bequemer und praktischer, sich Texte vorlesen zu lassen, als selbst zu lesen, zumal das auch nebenbei, etwa während der Autofahrt, geschehen kann. Zum anderen kommen Verbraucher, die sich für Hörbücher statt für Literarisches in Papierform entscheiden, meist auch wesentlich günstiger davon, weil die aufgezeichneten Werke nun einmal deutlich billiger sind als ihre gedruckten Pendants – teilweise werden Hörbücher im Internet sogar schon kostenlos angeboten.
Hörbücher: Für die Verlage ein zwiespältiges Geschäft
Wie eine Umfrage des Börsenvereins ergab, sind die Nutzer nur allzu gern bereit, Hörbücher nicht nur auf CD zu kaufen, sondern sich die gewünschten Werke auch im Internet herunterzuladen. Etwas weniger euphorisch sind hingegen die Verlage, deren wichtigster Vertriebsweg nach wie vor der stationäre Buchhandel ist. Darüber hinaus geht in den Verlagen auch die Angst um, dass ihre Daten, die mitunter viel Geld gekostet haben, geklaut werden könnten. Dies können sie jedoch dadurch umgehen, dass sie ihre Daten auf seriösen Plattformen wie audible zum Download freigeben. Diese Plattform, die sich im deutschsprachigen Raum als einer der Marktführer durchgesetzt hat, setzt beispielsweise auf eine Kopiersperre, während andere Anbieter sogenannten digitalen Wasserzeichen den Vorzug geben.
Das Hörbuch: Ein Medium mit einer faszinierenden Geschichte
Erfunden wurden Hörbücher bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert, als die gesprochenen Texte noch auf Wachsplatten oder Tonwalzen abgespeichert wurden. Es sollte jedoch bis in die 1950er Jahre hinein dauern, bis sich der Begriff Hörbuch entwickelt hatte, als die Deutsche Blindenstudienanstalt eine Hörbücherei für Blinde in Marburg gegründet hatte.
Das Hörbuch an sich fristete in der Medienlandschaft über Jahrzehnte hinweg eher ein Schattendasein, wurde aber bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts produziert, nachdem die Nachfrage nach Tonaufzeichnungen mit der Entwicklung des Phonographen und der ersten Schallplatten enorm gestiegen war. Besonders gefragt waren in den ersten Jahren vor allem Dichterlesungen von Bestsellerautoren wie Erich Kästner oder Thomas Mann, die von den Fans nun zu jeder beliebigen Zeit gehört werden konnte.
Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, folgte die Übertragung der Werke deutscher Klassiker wie Goethe und Schiller auf das neue Medium. Es sollte jedoch noch bis ins Jahr 1972 dauern, bis auch die ersten Rundfunkanstalten das Medium für sich entdeckten und eigene Produktionen aus den Archiven zur Verfügung stellten. Somit entstanden einige Reihen, die zwar von der Kritik positiv bewertet wurden, kommerziell aber alles andere als erfolgreich waren. Den lang ersehnten Durchbruch feierte das Meidum Hörbuch nach einigen weiteren Misserfolgen schließlich 1990. Damals produzierte der Goldmann Verlag diverse Krimihörspiele in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk. Später folgten diverse Kleinverlage mit eigenen Produktionen.
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