Lesen macht Spaß und bildet, doch wir könnten deutlich mehr Text in kürzerer Zeit verarbeiten. Das geht mit dem sogenannten „Speed Reading. Kollege Jörn hat vor ein paar Tagen bereits einen interessanten Artikel bezüglich des flinken Lesens bei eReadern verfasst. Nun widmen wir uns den Smartphones und Smartwatches.

Diese haben meist ein kleineres Display als die großen eReader. Um trotzdem zügig Texte lesen zu können, hat Samsung auf dem Smartphone Galaxy S5 und der Smartwatch Galaxy Gear 2 die App „Spritz speed reading“ vorinstalliert. Hierbei wird das eigentliche Lesen in einem neuen, schnelleren Konzept realisiert.

So funktioniert die Speed-Reading-App

Eine Demonstration der App auf der Webseite von Spritz (c) Spritz

Eine Demonstration der App auf der Webseite von Spritz (c) Spritz

In einer kleinen Box sieht man jeweils nur ein Wort auf einmal. Die Wörter wechseln in einstellbarer Geschwindigkeit und haben einen roten Buchstaben an stets gleicher Stelle als Fixpunkt. Dabei ist das dargestellte Wort in einer absichtlich leicht lesbaren, großen Schrift gehalten. Dadurch müssen die Augen nicht wie sonst über den Bildschirm wandern, um Text zu erfassen, ein simples fokussieren des Displays reicht vollkommen aus.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Dank der erprobten Technologie lässt sich viel schneller lesen. Bei der vorinstallierten Samsung App sind zwar standardmäßig nur E-Mails in diesem Verfahren möglich, die App kann aber modifiziert werden, so dass sie auch Textnachrichten, Meldungen aus Sozialen Netzwerken, Google Maps und anderen digitalen Inhalt darstellen kann.

Speed Reading mit Spritz: 1.000 Wörter pro Minute

Wenn man auf herkömmliche Art etwas liest, nimmt man 220 Wörter pro Minute auf. Durch das Spritz Speed Reading könnten satte 1.000 Wörter pro Minute gelesen werden, so der Entwickler. Die angewandte Grundtechnik nennt sich „Rapid serial visual representation“, kurz RSVP.

Einen Nachteil hat aber auch diese revolutionäre Technik, denn wenn wir etwas lesen, haben wir oft das Bedürfnis, eine vorangegangene Passage nochmals durchzugehen. Elizabeth Schotter von der kalifornischen Universität in San Diego untersuchte den psychologischen Aspekt des Lesens.

Speed Reading: Im Alltag nur bedingt geeignet

Dabei kam heraus, dass wir 10 bis 15 Prozent der Inhalte eines Textes nochmals nachschlagen. Ohne diese Möglichkeit und die damit verbundene Option, Missverständnisse beim Lesen aus dem Weg zu räumen, würde das Verständnis beim Speed-Reading niemals gleichwertig sein. Dies ist das Fazit von Elizabeth Schotter, womit sie sicher auch recht hat.

Man kann sagen, für Geräte mit kleineren Bildschirmen, insbesondere Smartwatches, ist diese Methode sicherlich gut für die Zeitersparnis und auch für die Nerven. Doch längere Artikel oder gar Romane sind per Speed-Reading-Verfahren eher kontraproduktiv. Die App der Firma Spritz ist übrigens derzeit exklusiv nur für Samsung-Geräte unter folgendem Link verfügbar.

Weitere Speed-Reading-Apps

Wenn ihr selbst auch auf eurem Smartphone, eurer Smartwatch oder gar einem Tablet ohne Samsung-Herkunft eine solche Anwendung ausprobieren wollt, hilft eine Alternative. Diese nennt sich schlicht „Schneller lesen“ und wird kostenlos von Novellectual im Play Store zur Verfügung gestellt.

Dieses Programm bietet vielseitige Möglichkeiten und eine Unterstützung für viele bekannte Apps wie Flipboard und Feedly. Hier könnt ihr euch „Schneller lesen“ herunterladen, das übrigens, wie das Programm von Spritz, auf dem RSVP-Prinzip basiert. Auf einem anderen Speed-Reading-Konzept basiert Velocity für iOS-Geräte. Dieses könnt ihr für 2,99 Euro hier im AppStore kaufen.

Wir würden gerne wissen, ob ihr diese Methode schon einmal ausprobiert habt und wie eure Erfahrungen damit sind. Schreibt uns eure Meinung zum Speed Reading in die Kommentare.

Quelle: Scientific American

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