Der US-amerikanische Großverlag Macmillan ist Teil deutschen Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH (unter anderem: Rowohlt, Kiepenheuer und Witsch) und gehört zu den sogenannten Big Six, den sechs größten Verlegern in den USA. Dazu zählen außerdem Hachette, HarperCollins, Penguin Books, Random House und Simon & Schuster. Bei Macmillan scheint jetzt jemand bemerkt zu haben, dass eBooks die online ausgeliehen werden, im Gegensatz zu gedruckten Büchern in echten Bibliotheken, nicht irgendwann zerfallen. Durch das eBooks leihen in Bibliotheken sieht man einen finanziellen Nachteil, für den man allerdings schon eine Lösung gefunden hat.

eBooks: Nutzungslizenz statt Verkauf

Statt Bibliotheken eBooks zu verkaufen, verkauft man lediglich eine Nutzungslizenz. Diese Lizenz soll 25 Dollar kosten. Die Lizenz erlischt, nachdem Bibliotheken das Buch dann 52-mal verliehen haben – oder nach zwei Jahren. Je nachdem, was zuerst kommt. Danach muss die Bibliothek eine neue Lizenz erwerben. Auf die Art verdient der Verlag jedes Mal, wenn eines der eBooks ausgeliehen wird, knapp 48 Cent.

Zunächst wird es ein Pilotprojekt geben, bei dem man Bibliotheken 1.200 Titel der Verlagsmarke Minotaur Books zu diesen Konditionen anbieten will. Derzeit testen auch andere Verlage in den USA ähnliche Modelle. Bei HarperCollins wird zum Beispiel ein Konzept getestet, bei dem Bibliotheken eine Lizenz für 26 Ausleihvorgänge erhalten.

Die Reaktionen sind durchaus gemischt. Während einige Bibliotheksmitarbeiter die Entwicklung kritisch sehen, scheinen andere sich besser damit anfreunden zu können. So sagte zum Beispiel Christopher Platt von der New York Public Library gegenüber dem Library Journal, dass er es für einen „großartigen ersten Schritt“ und eine interessante Entwicklung halte. Allerdings würde auch er ein branchenweites Modell bevorzugen. Von den Big Six hat bisher nur Simon & Schuster kein Konzept für den Verleih von eBooks vorgelegt.

eBooks leihen an deutschen Bibliotheken

In Deutschland ist die Situation derzeit allerdings auch nicht wirklich übersichtlicher. Um ein eBook verleihen zu können, müssen auch deutsche Bibliotheken eine Lizenz erwerben. Bei gedruckten Büchern ist dies nicht der Fall. Stattdessen bezahlen Bibliotheken die sogenannte Bibliothekstantieme an die Verwertungsgesellschaft Wort für jedes ausgeliehene Buch. Derzeit sind dies rund drei bis vier Cent. Anschließend wird der Betrag einmal im Jahr anhand eines speziellen Schlüssels, welcher vom Bibliotheksverband und der VG Wort anhand der Auszählung der Ausleihen in bestimmten Bibliotheken bestimmt wird, an die Urheber ausgezahlt. Deutsche Bibliotheken wünschen sich eine solche Regelung auch für eBooks, aber hier wollen die Verlage nicht mitspielen.

via ArsTechnica

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