Die Digitalisierung und neue Medien haben die Medienlandschaft massiv verändert: Immer mehr Leser informieren sich über das Internet und lesen die Texte am Bildschirm, wie die Studie „Lesen in Deutschland 2008“ ergeben hat. Allerdings sind davon – entgegen aller Befürchtungen – klassische Verlage im Gegensatz zu anderen Printmedien wie Zeitungen kaum betroffen.

Wie das Statistikportal Statista ermittelt hat, ist die Zahl der abgesetzten Bücher zwischen 2002 und 2006 lediglich von 389,5 auf 378,9 zurückgegangen. Diese Entwicklung setzte sich auch in den folgenden Jahren fort. So lag der Umsatz des Buchhandels in Deutschland 2017 bei etwa 9,13 Milliarden Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von etwa 145 Millionen Euro bedeutet. Der von der Branche befürchtete Kannibalisierungseffekt, also dass das klassische Buch von neuen Medien komplett verdrängt wird, ist also ausgeblieben, obwohl mittlerweile nahezu jeder Titel, der gedruckt wird, auch als pdf verfügbar ist. Der kontinuierliche Rückgang ist also weniger auf die Konkurrenz durch elektronische Medien zurückzuführen, sondern auf andere Gründe.

Ein Paradebeispiel: erbauliche Literatur für die Jugend

Der Verein christliche Literatur-Verbreitung e.V. darf als Musterbeispiel für eine Vereinigung gelten, die von dieser Entwicklung profitiert hat. Dieser als gemeinnützig anerkannte Verein hat es sich im Frühling 1983 zum Ziel gesetzt, gute, christliche Literatur für Jugendliche zu veröffentlichen. Jedoch waren die klassischen Produktionswege sehr teuer. Nunmehr steht dem Verein jedoch mit E-Books ein Medium zur Verfügung, bei welchem die Investitionskosten denkbar gering, weil die Werke digital veröffentlicht werden.

Wie hat sich das Leseverhalten geändert?

Deutlich erkennbar ist generell, dass PDFs immer gefragter werden. Die Dokumente sind in der Regel sehr übersichtlich, kurz, prägnant und informativ. Zudem sind Sie auf allen mobilen Endgeräten verfügbar, was sie für jeden Leser einfach zugänglich macht.

Der Frage, wie sich das Leseverhalten im deutschsprachigen Raum verändert hat, ist der Medienforscher Heinz Bonfadelli aus Zürich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends auf den Grund gegangen. Er hat dabei verschiedene Trends festgestellt. So würden die Leser insgesamt weniger Bücher kaufen und auch weniger Bücher pro Jahr lesen. Ferner hat er festgestellt, dass die Leser zunehmend lieber Häppchenweise lesen, statt lange Texte am Stück zu verschlingen.

Relativ stabil sei die Zahl der Vielleser mit 35 Prozent geblieben, während 25 Prozent der Bevölkerung gar nicht lesen würde. Untersucht hat er außerdem die Entwicklung in den verschiedenen Genres. Betroffen vom Rückgang seien demnach in erster Linie Romane, während der Verkauf an Sach- und Fachbüchern ziemlich stabil sei.

Festgestellt hat der Medienforscher aber auch einen weiteren Trend: In Printform werden immer weniger Autoren in immer höheren Auflagen veröffentlicht. Für keine Verlage, die Titel in kleinen Auflagen veröffentlichen, wird der Absatz also schwieriger, weil die großen Buchkaufhäuser in erster Linie auf jene Titel setzen, die hohe Absatzzahlen versprechen. Genau für diese können E-Books also durchaus eine gute Möglichkeit darstellen, trotzdem potenzielle Leser zu erreichen, auch wenn sie im klassischen Buchhandel nicht gelistet werden.

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