In Sachen eReader und eBooks sind die USA klare Vorreiter auf dem Globus. Mittlerweile ist dort fast jedes vierte verkaufte Buch ein eBook. Zum Vergleich: In Deutschland sind wir in Sachen Marktanteile für eBooks gerade einmal bei rund 5 Prozent angekommen. Die USA sind uns im digitalen Buch- und Lesegerät-Geschäft ein paar Jahre voraus, was gut ist, wenn man sehen will, wo die Entwicklung hierzulande einmal hingehen könnte.

USA: eBook-Hype ebbt ab

Und da ebbt der eBook-Hype offenbar gerade einmal ab. Die Zeit der ständigen Zuwächse ist vorbei. Im April gab es erstmals einen Rückgang bei den eBook-Verkäufen im Vergleich zu den Vorjahreswerten. Die Zuwächse für das Gesamtjahr sind von dreistelligen Werten zwischen 2009 und 2011 auf 28 und zuletzt nur noch 5 Prozent gesunken. Auch wenn es also nicht wirklich bergab geht, der Höhepunkt des eBook-Booms scheint in Sicht. An der aktuellen Flaute könnten ausgerechnet die Tablets Schuld sein.

Amazon-Tablet Kindle Fire HD lenkt vom eBook-Lesen ab

Amazon-Tablet Kindle Fire HD lenkt vom eBook-Lesen ab

Dass Tablet-PCs dabei sind, die eReader aus dem Markt zu drängen, ist bekannt. Schließlich können Tablets einfach mehr, neben dem Lesen von eBooks kann man mit ihnen im Internet surfen, Filme schauen, Games spielen, E-Mails abrufen, Musik hören, Texte schreiben usw. Das ist natürlich deutlich mehr als „nur“ eBooks lesen zu können und vielleicht noch Textstellen zu markieren und diese mit den Online-Freunden zu teilen.

Zumal Tablets und eReader auch in Sachen Preise nicht mehr allzu weit auseinanderliegen. Richtig gute 7-Zoll-Tablets gibt es schon für unter 200 Euro. Klar, dass sich da einige potenzielle eReader-Käufer fragen, warum sie dann einen eReader kaufen sollen, der rund 100 Euro kostet und dann eben nicht alle Funktionen eines Tablets besitzt. Wobei wahre eBook-Freunde natürlich die Vorteile von eReadern (E-Ink-Display, Frontlight, lange Akkudauer) zu schätzen wissen.

Tablet vs. eReader: Ablenkung verhindert eBook-Lesevergnügen

Nun hat Nicholas Carr im Rough Type Blog eine These aufgestellt, die vor allem die Verlage zum Aufhorchen bringen könnte. Demnach sind die Tablets für das aktuelle Abflauen des eBook-Hypes mitverantwortlich. Und zwar vor allem deshalb, weil das Tablet soviele Möglichkeiten zur Ablenkung bieten. Kaum hat man zwei Seiten gelesen, will man schon wieder wissen, ob eine neue E-Mail eingetrudelt ist oder ob sich was auf Facebook getan hat. Vielleicht spielen ja auch das Gewicht und der leseunfreundliche Bildschirm eine Rolle.

Neben der Tablet-These hat Carr natürlich noch weitere Gründe für die eBook-Flaute – so es denn überhaupt eine gibt – ausgemacht. Zum einen sei der Reiz des Neuen vorbei. Die üblichen Early Adopter haben jetzt einen eReader und auch die Vielleser haben sich mit dem E-Reading auseinandergesetzt. Zudem konzentriere sich das eBook-Lesen auf besondere Anlässe wie das Reisen. In Deutschland sind sicherlich auch die eBook-Preise mitverantwortlich.

Ist also das Ende für das eBook in Sicht? Mitnichten. Meiner Meinung nach wird sich der Anteil der eBooks am gesamten Buchmarkt in den kommenden Jahren in Deutschland auf einem etwas geringeren Niveau als in den USA einpendeln, vielleicht bei 15 Prozent. Das Buch wird nicht verschwinden, aber langfristig wird der Anteil der eBooks weiter ansteigen, vielleicht auf über 30 Prozent, einfach deshalb, weil die Zahl der verkauften Print-Bücher sinken wird.

Was meint ihr?

via Slate

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