eReader, Tablets, Hybride: Digitales Lesen 2013 – wohin geht die Reise?
Der Markt für eBooks und digitale Lesegeräte hat 2012 einen gewaltigen Schub bekommen. So vermeldete Kobo, dass sich die Verkaufszahl der Lesegeräte gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hätte. Beim Kauf von eBooks habe der Kobo-Durchschnittskunde ca. 20 Prozent mehr als noch 2011 gekauft.
Ganz anders sieht die Sache für iSuppli aus: Tablets make eBook Readers an endangered species, titeln die Technologie-Marktforscher, die den eBook-Readern nach dem gewaltigen Zuwachs in den letzten Jahren einen beginnenden, stetigen Rückgang prognostizieren. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand: Tablets werden immer kleiner, handlicher und vor allem billiger. Und gerade weil sie eben nicht nur als Lesegeräte, sondern als Video-Player, als Jukebox, als Navi, Mailclient oder schlicht zum Surfen im Web geeignet sind, werden es die klassischen E-Ink-eReader in Zukunft schwer haben – die Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten fehlt eben.
Tablet vs. eReader: Große Auswahl, kleine Preise
Zudem ist die Auswahl an Geräten schier gigantisch – beginnend mit Diagonalen von 5 Zoll bis hin zu 11 Zoll großen Modellen ist alles zu haben, preislich beginnt der Spaß schon bei 60 Euro. Und obwohl Steve Jobs den Mini-Tablets noch 2010 keine Chance einräumte (die Geräte seien „dead on arrival“), scheint Apple 2012 dennoch mit dem neuen iPad mini einen neuen Kassenschlager auf den Markt geworfen zu haben.
Amazon hat den Trend natürlich auch erkannt und dem Kindle 4 sowie dem Kindle Paperwhite das Kindle Fire (HD) an die Seite gestellt – und damit für Weihnachten 2012 vorgesorgt, denn laut eigenen Angaben war das Tablet eines der meisgekauften und bestbewerteten Produkte des Unternehmens im Weihnachtsgeschäft. Aktuell steht das Kindle Fire HD nach wie vor an der Spitze der Tablet-Topseller bei Amazon.de.
Neben der hauseigenen eReader-Familie bietet Amazon durch die Selfpublishing-Plattform KDP den vielfältigsten Content. Hier war 2012 ein nahezu gigantischer Zuwachs an neuem Lesematerial zu verzeichnen – prima für den Kunden: Leser haben eine nahezu unbegrenzte Auswahl an Titeln aller Genres, von kostenlos bis in Bereiche von 25 Euro für ein digitales Buch. Für Amazon Prime Kunden durchaus auch interessant ist die Möglichkeit, eBooks kostenlos auszuleihen. Dies ist allerdings momentan nur bei einem kleinen Anteil aller Bücher bei Amazon möglich.
Können Tablets eReader ersetzen?
Anfang 2012 habe ich mir die Frage gestellt: „eBooks-wohin geht die Reise?“ Meine Meinung war, dass Tablets keine eReader ersetzen können. Das trifft heute für mich nicht mehr ganz zu, denn auch ich lese mittlerweile ab und zu auf meinem GalaxyTab – Kurzgeschichten, Novellen, Magazine. Ein ganzes Buch lese ich aber dann doch analog, also ganz altmodisch auf Papier oder auf meinem Kindle Paperwhite.
Interaktive, also enhanced eBooks, werden sich vermutlich eher nicht in absehbarer Zeit durchsetzen – zu teuer und aufwendig in der Produktion, zu wenig Leseerlebnis. Anders sieht es mit Graphic Novels und Comic-Apps aus, die besonders vom Siegeszug der Tablets profitieren. Gerade hier fehlen den eReadern die Möglichkeiten in der Darstellung.
Das Problem bleibt also bestehen – beide Welten, nämlich E-Ink und das Tablet, haben ihre Vorteile und den jeweils passenden Content. Es gilt also, das E-Ink-Tablet zu erschaffen. Wie das aussehen kann, zeigt z.B. das YotaPhone, ein Handy-Prototyp, der im Hands on Video des Technik-Blogs Engadget gezeigt wird. Natürlich ist das noch kein Tablet, aber dass die Umsetzung funktionieren kann, steht fest.
YotaPhone Hands On Review
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Mindestens genauso interessant ist eine Entwicklung der Queens University Media Lab, Plastic Logic und der Intel Labs: das PaperTab, bereits als Prototyp bei YouTube zu sehen. Der Haken? Seht euch den Kabelstrang an, der vom Display weggeht – irgendwo werden die Befehle des Benutzers verarbeitet werden müssen, und auch wenn E-Ink besonders stromsparend ist – irgendwo muss eine Batterie sein, die das Display speist. Damit ist das PaperTab noch lange nicht die Lösung, aber durchaus ein guter Anfang, denn an die Rückseite meines GalaxyTabs kann ich so ein Ding locker kleben, und das bisschen Strom gibt der Akku dann auch noch her.
Wer weiß, vielleicht brauche ich den Lötkolben gar nicht zu zücken: Amazon hat sich schon im August 2012 ein Patent für ein kombiniertes E-Ink/LC-Tablet gesichert – wenn das als Kindle Ice für Weihnachten 2013 angekündigt wird, bin ich ganz sicher unter den Käufern dabei!
Emily Bold ist Autorin und Büchernärrin, liest aber auch eBooks mit Kindle und Co. Auf ihrer Homepage könnt ihr mehr über sie und ihre Arbeit als Autorin sowie ihre aktuellen Buchprojekte erfahren.
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