readfy: Kostenlose eBook-Flatrate startet [Interview]
Was im Film- und Musik-Bereich schon etabliert ist, will jetzt ein deutsches Start-up auch auf den eBook-Markt übertragen: Eine werbefinanzierte eBook-Flatrate. readfy nennt sich selbst „der kostenlose E-Book-Service“. Ein kostenpflichtiges Abomodell, bei dem die Werbung ausgeblendet wird, soll folgen. Am Montag startet die „Public Beta“, zeitgleich wird auf dem Crowdfunding-Portal Companisto der Startschuss für eine Finanzierungsrunde gegeben (3. Februar 2014, ab 12 Uhr), bei der readfy bis zu 100.000 Euro einnehmen will. [Update] Readfy ist erfolgreich gestartet, am ersten Tag legte der Ansturm auf das Gratis-eBook-Angebot die Server der neuen Plattform lahm.[/Update]
readfy-Plattform: 15.000 eBooks kostenlos leihen
Das Angebot von anfangs rund 15.000 eBooks von 120 Verlagen soll im Laufe des Jahres auf rund 30.000 verdoppelt werden. Im Sommer soll die readfy-Plattform komplett stehen, neben Android- sollen dann auch iOS-Geräte zum eBook-Lesen verwendet werden können. „Wir schaffen mit readfy ein neuartiges, kostenfreies Leseerlebnis und bauen für Verlage, Autoren und Werbekunden ein erfolgreiches Geschäftsmodell auf“, heißt es in der Projektbeschreibung auf Companisto.de. eBook-Fieber.de hat Frank Großklaus, als readfy-Partner für Marketing und Presse verantwortlich, zum Gespräch über die kostenlose eBook-Flatrate gebeten.
eBook-Fieber.de: Wer ist auf die Idee gekommen, readfy zu launchen?
Frank Großklaus: Die Idee zu readfy ist aus dem erweiterten readfy-Team entstanden. Dazu gehören einige Leute, die schon länger im Medienbereich tätig sind. Die Musikbranche hat es mit den Freemium-Modellen vorgemacht und readfy überträgt das Modell auf eBooks. In den bisher digitalisierten Märkten Film und Musik wurden bereits erfolgreich Flatrate-Portale (Watchever) und werbefinanzierte Konsumformen (YouTube) etabliert. Es liegt einfach nahe, auch im Bereich Buch auf Flatrate-Content zu setzen, weil sich die Nutzer für verschiedene Formen des digitalen Medienkonsumes begeistern können.
eBook-Fieber.de: Wie soll das Konzept funktionieren?
Frank Großklaus: Die readfy-Plattform ermöglicht es uns, personalisierte Werbung in den E-Books zu zeigen. Die Werbeeinnahmen teilen wir mit den Autoren und Verlagen, dadurch werden die E-Books finanziert. Außerdem werden wir viele Social-Reading-Funktionen für die Leser mit anbieten, die es in dieser Form noch nicht gibt. readfy ist nicht einfach eine Lese-App, wir führen ein neues Gesamtkonzept für das digitale Lesen ein.
eBook-Fieber.de: Wie viele und welche eBooks wird es vom Start weg geben?
Frank Großklaus: Am 3. Februar können wir bereits mit einem Sortiment von über 15.000 E-Books starten. Dazu gehören Bücher aus allen Genres, Belletristik, Sachbücher, Krimis, Liebesromane, Comics und etliche andere. Das Sortiment wird zudem ständig erweitert und auch redaktionell betreut.
eBook-Fieber.de: Wie hat sich readfy in Sachen Recht, Stichwort Buchpreisbindung, abgesichert?
Frank Großklaus: Diesen Bereich haben wir im Vorfeld sehr genau prüfen lassen. Das Buchpreisbindungsgesetz bezieht sich auf Verkäufe von Büchern. Das Verleihen von Büchern ist nicht eingeschränkt. Da wir die Bücher nur für einen bestimmten Zeitraum verleihen, gibt es hier keine Probleme.
eBook-Fieber.de: Welche Geräte können genutzt werden?
Frank Großklaus: readfy startet mit einer Android-App für Smartphones und Tablets. Ab dem Sommer kommen dann noch iOS-Apps für iPads, iPhones und iPods mit dazu. Lanfgfristig sehen wir aber auch einen reinen Browser-Reader.
eBook-Fieber.de: Warum keine eReader, kommen die noch?
Frank Großklaus: Wir konzentrieren uns zunächst auf die mobilen Geräte mit der größten Reichweite, das sind zum heutigen Zeitpunkt Smartphones und Tablets. Der eReader-Markt in Deutschland wächst zwar noch, aber trotzdem liest die Mehrheit auf den anderen Geräten (Bitkom-Studie), weil die technischen Plattformen Android und iOS einfach mehr zu bieten haben. Wir halten uns die Option aber offen.
eBook-Fieber.de: Was erwartet sich readfy für Reaktionen aus der Buchbranche?
Frank Großklaus: Bisher haben wir sehr viel positives Feedback bekommen. Es gibt natürlich auch Stimmen, die Werbung und Bücher nicht miteinander in Verbindung bringen wollen. Aber wir wissen, dass es innovationsbereite Autoren und Verlage gibt, die mit an Bord kommen. Es muss ja auch nicht unbedingt JEDES Buch zum werbefinanzierten Lesen angeboten werden. Es ist eine Entscheidung des Verlages, ggf. auch Backlist-Titel wieder verfügbar zu machen. Zudem gibt es einige Studien, die belegen, dass auch Digitalleser verstärkt wieder mehr Print kaufen. Auch viele Leser freuen sich schon auf das Angebot. Seit heute ist z. B. unsere Crowdfunding-Aktion auf Companisto.de öffentlich und wir haben schon einiges an Lob für das Geschäftsmodell bekommen.
eBook-Fieber.de: Welche Werbekunden sind an Bord und wie soll sich readfy finanzieren?
Frank Großklaus: Zum Start sind wir völlig flexibel bei der Einbindung von Werbenetzwerken. Wir probieren in der Beta-Phase aus, welche Werbung in welchen Formaten für den Leser, die Verlage und uns am besten funktioniert. Außerdem wollen wir eigene neue Formate entwickeln, die auf das Medium Buch zugeschnitten sind. Das Geschäftsmodell basiert auf den Werbeeinnahmen aus den Büchern und der readfy-Plattform. Zudem starten wir im Sommer mit zwei Premium-Abos. Für 4,99 Euro erhält man dann weniger Werbung und interessante Zusatzfunktionen. Für 9,99 Euro ist das Lesen werbefrei und es gibt den vollen Zugriff auf die Social Reading-Funktionen von readfy.
eBook-Fieber.de: Vielen Dank und viel Erfolg!
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