Jonathan Franzen in der #Heveling-Falle: „Kapitalisten hassen Bücher!“
Ist das jetzt sowas wie ein Rückzugsgefecht der Feinde der digitalen Welt? Nachdem sich die Netzgemeinde (was immer das sein soll) gestern von dem CDU-Politiker und Mitglied der „Enquête-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft“ (sic!), Ansgar Heveling, als „digitale Maoisten“ und „digitale Horden“ beschimpfen lassen musste – und mit einem wahren Shitstorm zurückschlug -, sind heute die eBook-Freunde dran.
eBooks als Gefahr für die gesamte Gesellschaft?
Nicht, dass Heveling in seinem Kommentar für das Handelsblatt das eBook als Feind der guten alten Zeit außenvorgelassen hätte – Zitat: „Also, Bürger, geht auf die Barrikaden und zitiert Goethe, die Bibel oder auch Marx. Am besten aus einem gebundenen Buch!“ -, aber der US-Autor Jonathan Franzen geht noch einen Schritt weiter. Für Franzen sind eBooks gleich eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft. Das Beste/Schlechteste: Aufgrund ihrer Langlebigkeit würden Kapitalisten Bücher hassen.
„Buch funktioniert auch nach Bespritzen mit Wasser“
Jonathan Franzen („Die Korrekturen“) soll diese Aussagen im Rahmen einer Rede auf dem Hay Festival in Cartagena gemacht haben, der britische Telegraph zitiert großzügig aus der Rede. Ein weiteres Beispiel gefällig? Über ein Buch lasse sich Wasser schütten und es würde danach noch „funktionieren“, seltsam, dass ihm da nicht mehr einfällt. Keine Frage, mit Franzen brauche ich nicht über die zahlreichen Vorteile von eBooks gegenüber Büchern diskutieren. Für ihn scheint keiner davon der Rede wert.
Mitverdienen am eBook-Boom? Ja!
Was man bei der Betrachtung dieses Anti-eBook-Ausbruchs beachten muss: Jonathan Franzen hat allein von seinem Buch „Die Korrekturen“ knapp 3 Millionen Exemplare verkauft. Keine Frage, dass er jederzeit bei einem Verlag unterkommt – UND, seine Bücher finden sich auch in Amazons Kindle-Store, sind also auch als eBook verfügbar. Vielleicht hat ja da der Verlag das Sagen, aber Franzen verdient am eBook-Boom sicherlich mit.
Hat die Elite Angst vor den neuen Gestaltungsmöglichkeiten?
Ich bin mir nicht sicher, was Herren wie Ansgar Heveling und Jonathan Franzen zu einer solchen Abwehrhaltung gegenüber den neuen Medien bewegt. Im schlimmsten Fall ist es die Sorge der Elite, dass jetzt jeder mitmachen kann. eBooks etwa ermöglichen ja nicht nur dem Leser einen höheren Komfort. Auch Autoren profitieren von neuen Veröffentlichungs- und Vertriebsmöglichkeiten. Sie brauchen keinen großen Verlag mehr hinter sich, können selbst über die Preisgestaltung und die Vertriebswege entscheiden, nehmen das Marketing in die Hand. Ist das vielleicht schon wieder ein bisschen zuviel Freiheit und sehnen sich die Web- und eBook-Gegner deswegen nach den guten alten Zeiten?
via eBook-Newser
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