Eine Woche lang haben wir das Samsung Galaxy S8 ausprobiert. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ hat der Hersteller bei diesem Modell besonders viel Wert auf ein möglichst randloses Design gelegt.

Vom einstigen Erscheinungsbild der Oberklasse des südkoreanischen Marktführers ist kaum noch etwas übrig geblieben. Ob diese gravierende Änderung gepaart mit dem Infinity Display und dem SoC Exynos 8895 überzeugen, schildern wir in den folgenden Zeilen.

Samsung Galaxy S8 – Doppelt gebogen hält besser?

Das fast randlose Samsung Galaxy S8 (c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

Das fast randlose Samsung Galaxy S8 (c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

Dem Vorgänger Galaxy S7 blieb ein gebogener Bildschirm verwehrt, diesen konnte nur das Schwesternmodell Galaxy S7 Edge vorweisen. Bei der 2017er Ausgabe seiner Flaggschiff-Smartphones hat Samsung diese Zweiklassen-Philosophie ad acta gelegt.

Sowohl das von uns getestete Galaxy S8 wie auch das größere Galaxy S8 Plus kommen mit den leicht schrägen Displayseiten daher. Beim Preis hat der Hersteller auf dem ersten Blick eine Schippe drauf gelegt – es werden nun 799 Euro anstatt 699 Euro fällig.

Doch das S8 bietet von Haus aus 64 GB an Speicher, eine solche Ausführung des S7 kostete einen Hunderter mehr. Was sonst noch geboten wird, lest ihr nun:

  • 5,8 Zoll Super-AMOLED-Display mit 2.960 x 1.440 Pixel
  • Samsung Exynos 8895 Octa-Core-Prozessor mit bis zu 2,3 Gigahertz
  • Mali-G71 MP20 GPU
  • 4 GB RAM
  • WLAN-ac, Bluetooth 5.0 LE, GPS, LTE Cat. 16, USB Typ C
  • 64 GB interner Speicher (erweiterbar per microSD)
  • 12-Megapixel-Hauptkamera (Blende f/1.7), optischer Bildstabilisator
  • 8-Megapixel-Frontkamera (Blende f/1.7), Autofokus
  • 3.000 mAh Akku (nicht wechselbar)
  • Android 7.0 Nougat
  • Fingerabdrucksensor, Iris-Scanner, IP68
  • 1x Nano-SIM-Kartenschacht, 1x microSD

Die Ausstattung des Galaxy S8 ist nahezu lückenlos für ein Highend-Mobilgerät des Jahres 2017. Lediglich ein etwas größerer Akku und ein Infrarot-Port wären nett gewesen. Außerdem verwundert es, dass Samsung nicht auf eine Dual-Kamera setzt. Davon abgesehen dürften die Spezifikationen des Samsung-Handys – zumindest auf dem Papier – ein Traum für jeden Android-Fan sein.

Der Lieferumfang des Samsung Galaxy S8

„Genug vom Einheitsbrei“, dachte sich wohl der Elektronikkonzern und stockte die Dreingaben seines Highend-Mobilgeräts sowohl qualitativ wie auch quantitativ auf. Doch bevor wir zum Lieferumfang kommen, gehen wir kurz auf die Verpackung ein.

Schon am Galaxy S8 an sich merkt man, dass der Hersteller nun eher in den Hintergrund treten und dem Smartphone an sich die Bühne überlassen möchte. Der große Samsung-Schriftzug auf der Oberseite gehört der Vergangenheit an.

Lediglich am Rand des Deckels ist in winzig kleinen Buchstaben das Firmenlogo zu erkennen. Ansonsten ziert ein blau schimmerndes „S8“ die Box, und die Rückseite gibt die wichtigsten Spezifikationen preis. Die Aufmachung der OVP ist also schlicht, aber edel. Zudem fühlt sich der dicke schwarze Karton hochwertig an.

Bei den Kopfhörern ließ Samsung den österreichischen Sound-Spezialist AKG Acoustics das Ruder übernehmen. Es gibt also ein sehr hochwertiges In-Ear-Headset und nicht den billigen Standard, den die meisten Unternehmen dazulegen.

Eine weitere Überraschung stellen gleich zwei Adapter dar. Diese ermöglichen es an die USB-Typ-C-Schnittstelle Micro-USB- oder Standard-USB-Peripherie anzuschließen. Abgerundet werden die Dreingaben von einem Netzteil (Schnellladegerät), einer Kurzanleitung und einem Tool zum Öffnen des Kartenschachts.

Gehäuse und Verarbeitung des Samsung Galaxy S8

(c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

(c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

Bei diesem Smartphone merkt man bei der ersten Kontaktaufnahme, wie der hohe Anschaffungspreis zustande kam. Es handelt sich um eines der am besten verarbeiteten Handys, die der Autor dieses Tests je in Händen hielt. Die Vorder- und Rückseite bestehen aus Gorilla Glass 5, der seitliche Rahmen aus poliertem Aluminium.

Diese Konstellation sieht nicht nur sehr hübsch aus, sondern wirkt auch wie aus einem Guss. Große Spaltmaße, Knarzen oder andere Verarbeitungsmängel konnten wir nicht feststellen. Man mag das Galaxy S8 kaum noch aus der Hand legen, zumal auch das Gewicht sehr gut ausbalanciert ist.

An Bedienelementen gibt es zunächst die drei mechanischen Tasten „Lautstärke“ und „Bixby“ (links) und „Ein/Aus“ (rechts) zu erwähnen. Diese haben allesamt einen guten Druckpunkt und bestehen ebenfalls aus Metall. Den Fingerabdrucksensor hat Samsung beim S8 bekanntermaßen auf die Rückseite verbannt.

Dafür musste der Konzern bereits viel Kritik einstecken – zu Recht? In der Tat fanden wir die Position des Scanners nicht sonderlich ergonomisch gelöst. Auch könnte dessen Reaktion einen Tick besser sein. Aber es gibt ja trotz Software-Android-Tasten immer noch den Home-Button zum Entsperren.

Diesen hat Samsung mit einem druckempfindlichen Bereich des Displays, ähnlich Apples 3D Touch, realisiert. Erstaunlicherweise funktioniert diese Lösung tatsächlich im Alltag sehr gut. Ein Sperren des Gerätes mit dieser Methode ist jedoch leider noch nicht möglich.

Das Display des Samsung Galaxy S8 (Alltagseinsatz)

(c) Andre Reinhardt

(c) Andre Reinhardt

Es ist immer eine große Umstellung, wenn man von einem IPS-LCD-Smartphone (in unserem Fall das LG G5) auf ein AMOLED-Modell wechselt. Die satteren Farben, das „echte“ Schwarz und der nahezu unendliche Kontrast sind definitiv Vorteile dieser Panel-Art. Perfekt ist aber auch diese Bildschirmtechnologie mitnichten.

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Die Farben verfälschen aus unterschiedlichen Blickwinkeln schneller als bei dem von uns gewohnten IPS-Screen und es gibt einen leichten Rotstich an den Seiten zu erkennen. Letztere Eigenheit wird ebenfalls von diversen Besitzern des Galaxy S8 bemängelt, bei uns hält sich die Verfärbung jedoch in Grenzen. Ansonsten waren wir schier begeistert von der Performance im Sonnenlicht.

Wir hatten zuvor kein Smartphone getestet, dessen Anzeige so gut bei einer sehr hellen Umgebung ablesbar war. Die Schärfe ist dank der 2.960 x 1.440 Bildpunkte – und somit 570 ppi – exzellent. Einzelne Pixel sind nicht zu erkennen. Die Empfindlichkeit ist ebenfalls hervorragend.

Das Display des Samsung Galaxy S8 (beim eBook-Lesen)

(c) Andre Reinhardt

(c) Andre Reinhardt

Kein Smartphone-Test bei eBook-Fieber ohne unseren obligatorischen Lese-Check mittels Google Play Bücher. Wie schlägt sich ein Mobilgerät mit ungewöhnlichem 18,5:9-Formfaktor beim Schmökern? In der Tat sehr gut – sofern man das Handy vertikal hält. Das Weiß des eBook-Hintergrund ist zwar nicht gänzlich rein, aber nah dran.

Das absolute Schwarz des AMOLED-Panels sorgt für plastisch wirkende Buchstaben. Außerdem ist dank der Diagonalen von 5,8 Zoll, die beinahe dem eReader-Standard von 6 Zoll gleich kommt, die Textgröße ideal. Die Auflösung von 2.960 x 1.440 Pixel bringt viel Inhalt auf eine Seite, auch wenn einzelne Absätze noch nicht ideal ausgerichtet sind.

Das virtuelle Umblättern hat uns übrigens besonders Spaß gemacht, da es durch die gebogenen Displaykanten besonders gut zur Geltung kommt.

Arbeitsgeschwindigkeit und Konnektivität des Samsung Galaxy S8

Samsung macht gute Chipsätze – leider aber keine effizienten Oberflächen. Der verbaute Exynos Octa-Core-Prozessor 8895 ist neben dem Apple A10 und dem Qualcomm Snapdragon 835 das schnellste Mobile-SoC auf dem Markt. Bei so viel Power darf es nicht einmal minimale Ruckler geben – sie sind jedoch trotzdem da.

Ja, richtig gelesen, das Galaxy S8 läuft leider – zumindest bei der hauseigenen Oberfläche Experience 8.1 – nicht ganz flüssig. Fast 175.000 Punkte im Benchmark AnTuTu und der Homescreen stockt hin und wieder für den Bruchteil einer Sekunde. Hier hat Samsung also definitiv noch Arbeit vor sich.

Erklären können wir uns den Einbruch bei der Performance nicht, da die Oberfläche keinesfalls mit Effekten überladen oder extrem aufwendig gestaltet ist. Von diesem kleinen Ärgernis abgesehen liefert das Galaxy S8 jedoch das, was der Exynos-Chipsatz verspricht.

Egal ob man hochauflösende Videos über YouTube betrachtet, MultiTasking mit dutzenden von Apps betreibt oder die neuesten 3D-Spiele nutzt – das S8 rennt. Der Internetbrowser ist ebenfalls flüssig, was auch für andere Apps samt der Galerie gilt. Nur eben der Homescreen, der zickt noch etwas herum.

Bezüglich der Konnektivität können wir hingegen nur Positives berichten. Der WLAN-Empfang ist fabelhaft, das gleiche gilt für die Anbindung über das Mobilfunknetz. Auch Telefonieren macht mit dem S8 viel Spaß, wir wurden gut verstanden und unser Gesprächspartner übte keine Kritik.

Die Ausdauer des Samsung Galaxy S8

(c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

(c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

Gemessen an der Bildschirmdiagonalen von 5,8 Zoll mutet der fest installierte Akku mit seinen 3.000 mAh etwas wenig an. Tatsächlich schafft es der im 10-Nanometer-Verfahren gefertigte Chipsatz allerdings, diesen Umstand etwas zu kompensieren.

Nach 29,5 Stunden strich das Galaxy S8 die Segel. Dabei hatten wir die Displayhelligkeit auf 90 Prozent geregelt und den Bildschirm aktiv zu 3 Stunden und 30 Minuten in Verwendung. Ein solcher Wert lädt zwar nicht unbedingt zum Jubeln ein, für ein Highend-Smartphone geht das Gebotene aber noch in Ordnung.

Wenn ihr das Galaxy S8 zu einem Wochenendtrip mitnehmt, solltet ihr aber vorsichtshalber das Netzteil einstecken.

Die Software des Samsung Galaxy S8

Im Abschnitt „Arbeitsgeschwindigkeit“ sind wir bereits ein wenig auf die Oberfläche Experience 8.1 eingegangen. Man möge uns nicht falsch verstehen, wir finden das Erscheinungsbild und die Funktionen wirklich klasse.

Die Funktion „Scrollaufnahme“ bei den Screenshots ist sehr praktisch, der Bereich „Gerätewartung“ lässt euch zudem die Sicherheit, den Speicherplatz und die Leistung optimieren. Doch selbst der Hochleistungsmodus schafft das leichte Ruckeln des Homescreens nicht ganz ab.

Eine Multi-Window-Funktion und vorinstallierte Microsoft Office Apps sind sinnvolle Ergänzungen. Davon abgesehen ist das Galaxy S8 erfreulich frei von Bloatware. Themes, Hintergründe, neue Paneele für den Edge-Bereich und weiterer Always-on-Displays lassen sich bei Samsung direkt beziehen.

Als Betriebssystem kommt wie erwähnt Android 7.0 Nougat zum Einsatz. Das geht in Ordnung, jedoch gibt es mittlerweile schon für diverse Smartphones die Version Android 7.1.2. Aber was ist mit dem groß beworbenen Sprachassistenten Bixby? Die KI hat zwar eine eigene Taste, ist jedoch noch stumm, die Sprachsteuerung fehlt ebenfalls. Viel mehr als einen Info-Bildschirm für das Wetter und Nachrichten gibt es derzeit nicht.

In Deutschland soll es mit Bixby erst Ende 2017 richtig losgehen.

Die Kameras des Samsung Galaxy S8

(c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

(c) Andre Reinhardt / Hintergrund: (c) Disney und Hasbro Gaming

Auch Samsung hat nun verstanden, dass die Frontkameras aufgrund der Beliebtheit von Selfies einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Hauptkamera hat. Die vordere Knipse löst nun mit 8 anstatt mit 5 Megapixeln auf und bietet endlich einen Autofokus. Eine Blende von f/1.8 lässt die Optik zudem sehr lichtempfindlich agieren.

Die Ergebnisse können sich dementsprechend – im wahrsten Wortsinn – sehen lassen. Wer gute Selfies möchte, ist beim S8 richtig. Eine Schärfe bis zu den Rändern hin und viele Details prägen die Fotos. Einen noch besseren Job macht allerdings die Hauptkamera.

Bei dieser Einheit hat Samsung jedoch nur an der Software gefeilt, ansonsten handelt es sich um das gleiche System das man bereits aus dem Galaxy S7 kennt. Man erhält also eine Auflösung von 12 Megapixel, einen optischen Bildstabilisator, einen Dual-Pixel-Autofokus und eine Blende von f/1.7.

Wirklich nötig hatte es der Konzern auch nicht, an der Hauptkamera zu schrauben, denn diese war bereits beim Vorgängermodell erstklassig. Mit dem Galaxy S8 lassen sich hochwertige Aufnahmen anfertigen, die authentische Farben und hochauflösende Details einfangen. Etwas mehr Schärfe zu den Rändern hin wäre nett, ansonsten überzeugt die Optik.

Samsung Galaxy S8 Test: Fazit

Die neue „S-Klasse“ entfachte einen großen Hype – doch ist dieser auch gerechtfertigt? Wir behaupten: zum Großteil schon. Das Design ist ein Hingucker, die Haptik gelungen, der Bildschirm, abgesehen von dem Rotstich mancher Modelle, ein Augenschmaus. Die Frontkamera ist endlich eines Flaggschiffs würdig, etwas mehr Mut zur Innovation bei der Hauptkamera vermissen wir allerdings.

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Was Samsung beim Galaxy S8 jedoch nachbessern muss, ist die Performance der Android-Oberfläche. Zwar sind die auftauchenden Ruckler nur gelegentlich da und wirklich minimal, aber bei einem solch potenten und teuren Smartphone darf so etwas nicht vorkommen. Auch von der Akkuleistung hatten wir uns mehr versprochen.

Bei beiden Kritikpunkten besteht jedoch die Chance, dass sie Samsung mit einem Software-Update in den Griff bekommt. Ein Update zum Entfernen des Rotstichs wird übrigens seit kurzem ausgerollt. Wenn euch die kleinen Mängel des S8 nicht stören, erhaltet ihr ein bildhübsches Smartphone mit einer erstklassigen Ausstattung.

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