Wie leicht sich jeder einer fremden Identität bedienen kann, zeigt Clare Mackintosh in ihrem jüngsten Thriller „Alleine bist du nie“. Und in einer Gesellschaft, in der man nie allein ist, lässt sich jeder Schritt nur allzu leicht nachverfolgen.

Wenn jemand deine Identität stiehlt

Zoe Walker führt ein unspektakuläres Leben mit dem immergleichen Alltagstrott. Sie ist geschieden, hat zwei erwachsene Kinder, einen mittelmäßigen Job und ist glücklich mit ihrem neuen Freund liiert. Doch als Zoe wieder einmal auf dem Heimweg in der U-Bahn in der Zeitung blättert, stockt ihr der Atem.

Cover: „Alleine bist du nie“ von Clare Mackintosh (c) Bastei Entertainment

In der Londoner Gazette findet sie eine Kontaktanzeige, versehen mit ihrem Namen und einem ihrer Fotos. Die hinterlegte Telefonnummer ist inaktiv, der angegebene Webseitenlink führt zu einer passwortgeschützten Seite. Wenn auch Zoe zunächst von einer Verwechslung ausgeht, beschleicht sie dennoch ein merkwürdiges Gefühl.

Sie beginnt zu recherchieren und findet dabei heraus, dass bereits andere Frauen in ähnlichen Kontaktanzeigen beworben wurden. Jede von ihnen wurde ermordet. Doch weder Zoes Familie noch die Polizei nimmt Zoes Ängste ernst. Einzig die Polizistin Kelly Swift setzt sich für die junge Frau ein und setzt alles daran, den geheimnisvollen Unbekannten ausfindig zu machen.

Derweil verfällt Zoe zunehmend ihrer Angst und fühlt sich nirgends mehr sicher. Wird Zoe tatsächlich verfolgt oder ist alles nur ein morbider Scherz? Und wird sie als nächste einem Gewaltverbrechen zum Opfer fallen?

„Alleine bist du nie“: Eine schier unsichtbare Gefahr

Mit „Alleine bist du nie“ hat Clare Mackintosh einen Psychothriller geschaffen, der ohne jeden Tropfen Blut auskommt, sondern vor allem durch seine unterschwellige Gefahr zu fesseln weiß.

Die Autorin widmet sich hier einer wichtigen Thematik und trifft damit den Nerv der Zeit. Wenn auch soziale Netzwerke ein mittlerweile unerlässliches Kommunikationsmittel geworden sind, ist doch wirklich niemand vor der Bedrohung gefeit, die die neuen Medien mit sich bringen. Geschickt eingesetzte Perspektivwechsel zwischen Zoe, Kelly und dem Täter entfachen die Spannung immer wieder neu und lassen die Seiten förmlich dahinfliegen. Immer mehr Personen aus Zoes Umfeld kommen ins Spiel und wirklich jeder könnte verdächtig sein.

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Dank der akribischen und authentischen Schilderung der Polizeiarbeit, merkt man der Autorin an, dass sie selbst zwölf Jahre bei der britischen Polizei gearbeitet hat und den Leser an ihrem Insiderwissen teilhaben lässt.

Fazit: Schließen Sie gut Ihre Türen

Mit „Alleine bist du nie“ präsentiert Clare Mackintosh einen spannenden Thriller mit undurchsichtigen Figuren, paranoider Atmosphäre und einem fulminanten Finale. Statt blutrünstiger Morde ist es viel mehr die latente Gefahr, die dem Leser regelmäßig Gänsehautmomente beschert. Vielleicht sollte jeder einmal mit dem Gedanken spielen, die Türen gut zu schließen und seine Mitmenschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn schließlich ist man nie allein. Oder?

„Meine Seele so kalt“ von Clare Mackintosh: Wenn Grausamkeit das Blut gefrieren lässt

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