Self-Publishing: Kritik an positiver eBook-Marktbewertung
Self-Publishing ist ein großes Thema in der eBook-Szene. Autor Hugh Howey spricht in einem Interview über einen positiven Trend, wonach Self-Publishing bereits 31 Prozent des eBook-Marktes ausmache.
Howey beruft sich dabei auf einen Bericht, in dem eine positive Tendenz bei den Verkäufen von Amazon.com bescheinigt wird. Zudem erhielten Self-Publisher mehr Honorar als Autoren, die bei den großen Verlagen unter Vertrag stehen. In seinen Statements zeigt sich Howey deshalb auch von der Bewegung beim Self-Publishing überzeugt.
„Es sollte einem einen Ruck geben, wenn man sieht, dass diese Autoren fast 40 Prozent der Einnahmen erhalten. Das ist ein echter Fortschritt. Wie in den anderen Bereichen der Unterhaltung ist die Indie-Bewegung in der Literatur kein Ausrutscher oder ein Goldrausch. Das scheint auch so zu bleiben.“
Die Zahlen, die dem Autoren vorlägen, seien von einem ungenannten Datenanalytiker und gäben noch weitere Informationen preis. Die eBooks aus dem Self-Publishing-Segment sollen ein Viertel der Titel der Amazon-Bestsellerliste und 39 Prozent der Einnahmen des Kindle Stores ausmachen. Philip Jones, Redakteur der Seite „The Bookseller“ hegt an den Daten von Howey aber starke Zweifel.
Kritische Stimmen zu den Aussagen von Hugh Howey
„Dies ist eine sehr enge Auswahl einer bestimmten Art von Markt zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die meisten Menschen, die sich intensiver damit befasst haben, sind der Meinung, dass man von den Bestseller-Rankings auf dem Kindle Store nicht auf einen breiteren Markt schließen kann. Howey sieht einen Eiswürfel und er schreit, es sei ein Eisberg.“
Auch in seinen weiteren Analysen über die positiven Ansichten des Self-Publishing-Autoren sieht Jones das Ganze sehr skeptisch.
„Der Fakt, dass wir nicht wissen, wer dieser Datenanalytiker ist und woher er kommt, gibt einen faden Beigeschmack bei der Auflistung der Autorenhonorare. Das scheint mir mehr eine PR-Aktion von Amazon zu sein, als eine objektive Übersicht der Marktsituation.“
Jones legt Autoren und Verlegern nahe, eine „erwachsene Diskussion“ über die eBook-Verkäufe und Honorare zu führen, aber dies sei ohne genaue Zahlen von Amazon nicht möglich.
„Niemand hat einen guten Blick auf die Marktsituation, weil Amazon alle Daten für sich behält und nicht herausgibt. Jeder der etwas anderes behauptet, bauscht es nur auf.“
Die Generalsekretärin der Gesellschaft der Autoren, Nicola Solomon, begrüßt hingegen Howeys Versuch, Licht auf einen sich schnell ändernden Markt zu werfen. Trotzdem ermahnte auch sie, dass man seine Äußerungen mit Vorsicht genießen solle.
„Zunächst sei gesagt, dass diese Zahlen keinen Blick auf die Verkäufe von physischen Büchern beinhalten, die immer noch den Löwenanteil der großen Verlage ausmachen. Weiterhin berücksichtigen diese Zahlen nicht die Risiken und diverse Kosten, die Self-Publishing-Autoren auf sich nehmen. Der traditionelle Vorschuss bei richtigen Verlagen findet ebenfalls keine Erwähnung. Der Bericht gewährt nur kleine Einblicke von Verkäufen eines einzigen Anbieters. Soll man laut diesen Zahlen also wirklich dazu tendieren, eher auf Self-Publishing als auf eine traditionelle Veröffentlichung zu setzen? Nun, wohl eher nicht.“
Im Anschluss fügte Solomon aber noch hinzu, dass wegen ded großen Trends zum Self-Publishing die traditionellen Verlage bei ihren Angeboten zulegen müssen.
„Sie sollten eine bessere Vergütung einbringen, denn 25 Prozent der Nettoeinnahmen sind einfach nicht fair. Zudem sollte man kürzere Zeitrahmen bei Verträgen gewähren, nach denen der Autor die Rechte wiederbekommt.“
Man kann also sagen, dass Self-Publishing definitiv auf einem guten Weg ist, doch so rosig, wie ihn sich Hugh Howey ausmalt, scheint er laut diesen Branchenkennern nicht zu sein.
Quelle: The Guardian
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