Wer sich einmal eingehender mit Trekkies oder Fans von jedem anderen populären SciFi- oder Fantasy-Werk auseinandergesetzt hat, wird sicherlich schon mal auf die eine oder andere selbstgeschriebene Fan-Geschichte gestoßen sein. Bei der sogenannten Fan-Fiction (oder auch FanFic) handelt es sich um nicht autorisierte Storys aus dem Universum beliebter Buchreihen, TV-Serien, Filme oder auch Videospiele.

Der Umgang der eigentlichen Autoren beziehungsweise der Rechteinhaber mit diesen Texten ist unterschiedlich. Paramount zum Beispiel hat als Besitzer der Marke „Star Trek“ bereits Webseiten wegen der Veröffentlichung solcher Geschichten verklagt. Die Autorin von „Harry Potter“, J.K. Rowling, hingegen fühlt sich durch Fan-Fiction um ihren Zauberschüler sogar geschmeichelt. So oder so, Geld konnten Hobby-Autoren mit solchen Geschichten bisher nicht machen. Ein Umstand, den Amazon zumindest teilweise zu ändern gedenkt.

Amazon Kindle Worlds: Self Publishing für Fan-Fiction-Autoren

Angehende Schreiberlinge, die sich bei Amazons neuem Kindle Worlds anmelden, können völlig legal Fan-Fiction über die Kindle-Plattform anbieten, und sogar damit Geld verdienen – per Self Publishing. Dazu hat sich der Internet-Handelsriese die Rechte an „Gossip Girl“, „Pretty Little Liars“ und „Vampire Diaries“ gesichert. Es handelt sich bei allen Dreien um Buchserien, aus denen äußerst beliebte Fernsehsendungen hervorgegangen sind. Wenn die Teenager-Zielgruppe in Zukunft nach neuen Geschichten um ihre Lieblingscharaktere sucht, könnte sie auf Amazon fündig werden. Auch soll es laut Amazon bald weitere Kooperationspartner geben.

Bald auch Fan-Fiction in der Kindle-App (c) Amazon.com

Bald auch Fan-Fiction in der Kindle-App (c) Amazon.com

Bei Texten von einer Länge ab 10.000 Wörter werden geneigte Fan-Fiction-Autoren 35 Prozent des Nettoumsatzes erhalten. Bei Kurzgeschichten zwischen 5.000 und 10.000 Wörtern bekommen die Schreiber 20 Prozent. Der Rest wird vermutlich unter Amazon und den Rechteinhabern aufgeteilt. Das Geld sollen die Autoren monatlich bekommen. Die Autoren treten übrigens alle Rechte an den Geschichten an Amazon ab. Wobei hier anzumerken ist, dass die Autoren ohne Kindle Worlds sowieso keine Chance darauf hätten, die Geschichten legal zu veröffentlichen. Allerdings darf der Rechteinhaber alle Elemente der FanFic-Werke nach eigenem Gusto und ohne finanzielle Kompensation in seine eigenen Werke aufnehmen. Ich bezweifle aber stark, dass dies die angepeilte Autorenschaft stören würde. Fan-Fiction-Autoren sind aus den eingangs beschriebenen Gründen nicht wegen des Geldes am Schreiben. Die Preise für die Texte wird Amazon selber festsetzen, sie sollen sich aber im Bereich zwischen 0,99 und 3,99 Dollar bewegen.

Für die beteiligten Firmen ist es sicherlich ein interessantes Projekt, von dem auch die FanFic-Szene profitieren könnte. Ich für für meinen Teil werde wohl niemals eine dieser Geschichten zu Gesicht bekommen. FanFic entsteht selten im Schatten von literarisch hochwertigen Werken und ich misstraue Autoren, die nicht einmal eigene Charaktere entwerfen wollen oder können. Letztlich bleibt das Ganze eine Nische für Hardcore-Fans. Diese werden sich aber vermutlich über Amazons Vorstoß freuen. Ob es Kindle Worlds auch auf dem deutschen Markt geben wird, ist derzeit nicht bekannt.

via TheNextWeb

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