Einer der wichtigsten Fragen, die sich eBook-Leser stellen, ist, warum das eBook meist fast so teuer wie ein Buch ist, obwohl es nicht gedruckt vorliegt, nicht wirklich ins Eigentum übergeht und auch nicht wieder verkauft werden kann. Ein italienischer Verlag versucht in einem Video, die eBook-Preisgestaltung zu erklären – mit einem gehörigen Denkfehler.

Was ist ein eBook und wie entsteht der Preis

Mit einer lustigen Happy-Dappy-Melodie untermalt, wird in dem vom italienischen Verlagshaus Mauri Spagnol erstellten Video „What is an eBook? How do Publishers price it?“ erklärt, welche Kosten beim Erstellen eines eBooks anfallen. Das reicht von dem Anwerben der Autoren über das Editieren der Texte bis hin zur Promotion und allgemeinen Kosten des Verlagshauses.

So entstehen eBook-Preise - oder doch nicht? (c) Screenshot YouTube-Video

So entstehen eBook-Preise – oder doch nicht? (c) Screenshot YouTube-Video

Soweit, so klar. Im Video wird nun eine Säule aufgebaut, die alle Kosten beinhaltet und zeigen soll, warum ein eBook auch seinen Preis haben muss – dann aber der entscheidende Fehler: Denn als die Kosten-Säule fast aufgebaut ist, wird sie in zwei aufgeteilt, eine steht nun für eBooks und eine für Print-Bücher. Nun werden noch spezifische Kosten für die einzelnen Formate hinzugerechnet, wie Druck und Vertrieb im Print und der digitale Vertrieb und höhere Mehrwertsteuer (4 vs. 22 Prozent).

Nun sieht es so aus, als würde der Verlag die Kosten für Manuskript, Übersetzung, Covergestaltung, Lektorat etc. doppelt bezahlen – einmal für die eBook- und einmal für die Printversion. Aber das ist natürlich Quatsch. Eher dürfte das eBook als „Abfallprodukt“ des Print-Buchs entstehen, denn auch für den Print gibt es eine digitale Druckversion, aus der sich mit relativ wenig Aufwand ein eBook-Format extrahieren lässt.

eBook gratis zum Printbuch dazu

Wenn man also genau ist, könnte das eBook – und dieses Geschäftsmodell gibt es ja durchaus – dem Printbuch als Gratis-Datei „beigelegt“ werden (etwa in Form eines Download-Codes) und dem Verlag würden dadurch kaum zusätzliche Kosten entstehen. Dass ein eBook also im Einzelverkauf fast genauso viel kostet wie ein Print-Buch, erklärt das Video nicht schlüssig.

Schließlich müssen eBook-Besitzer mit teils enormen Nachteilen leben. Der wichtigste ist sicherlich, dass sie keinen physischen Gegenstand kaufen, sondern quasi nur die Lizenz zum Lesen, inklusive Kopierschutz (DRM) – und das bedeutet, dass es schwierig ist, eBooks zu verleihen und beinahe unmöglich, sie wieder zu verkaufen. Ein „gebraucht“ gibt es bei eBooks nämlich nicht.

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via lesen.net

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