Zum vierten Mal in Folge ziert ein schmales Bändchen die Spitze der Spiegel-Bestseller-Liste im Sachbuch-Bereich: „Der Appell des Dalai Lama an die Welt“. Hinter dem Erfolg steckt auch das Red-Bull-Prinzip.

Gratis-eBook pusht Dalai-Lama-Text

„Der Appell des Dalai Lama an die Welt: Ethik ist wichtiger als Religion“, herausgegeben von Franz Alt, dominiert derzeit die Spiegel-Bestseller-Liste. Hauptgrund ist sicherlich die Prominenz des Autors. Auch der Preis dürfte eine Rolle spielen: Das Hardcover-Buch, das allerdings nur etwas mehr als 50 Seiten umfasst, geht bereits für 4,99 Euro über die Ladentheke.

Die eBook-Version ist gleich ganz gratis. Da ist es eigentlich schon fast verwunderlich, dass der Dalai Lama mit seinem Text in den Gratis-Kindle-eBook-Charts „nur“ auf Platz 33 residiert.

Cover "Der Appell des Dalai Lama" vom Dalai Lama (c) Benevento

Cover „Der Appell des Dalai Lama“ vom Dalai Lama (c) Benevento

Im Hintergrund hat jedenfalls der Getränkehersteller Red Bull seine Finger im Spiel. Denn – wie Kollege Johannes Haupt von Lesen.net anmerkt – bei dem Verlag Benevento handelt es sich um eine Tochter der Red Bull Media House GmbH. Unter diesem Dach sind mehrere Verlage vereint, etwa Ecowin oder der Servus Verlag.

Kein Wunder also, dass es „Der Appell des Dalai Lama an die Welt“ zum Titelthema der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ gebracht hat. Red Bull drückt jetzt also auch im Buch-/eBook-Sektor auf die Marketing-Tube. Schließlich lautet der Sinnspruch für Benevento Publishing „Bücher, die den Geist beflügeln!“.

Dalai-Lama-Verlag: Bücher mit Red-Bull-Spirit

Die neue Programmchefin des Verlagshauses, Birgit Schmitz, hat im Frühjahr in einem Interview mit der FAZ erklärt, wie der Literaturverlag Benevento dank der Unterstützung durch Red Bull aus den Vollen schöpfen kann:

„Als Verleger denkt man ja aus ökonomischen Erwägungen meist so: Ich brauche noch was für Frauen, noch was Junges, eine Coming-of-age-Geschichte. Das ist für mich bei Red Bull Media House alles keine Frage mehr. Ich kann hingehen und sagen: Das ist das Buch, das ich verlegen will. Das ist das, was irgendwie in diesen Spirit von Red Bull passt.“

Ein erstes „richtiges“ Literaturprogramm soll demnach erst im Herbst 2016 vorgestellt werden. Schaut man sich an, wie Red Bull mit Fußballvereinen, etwa in Salzburg oder Leipzig, verfährt, muss sich die Verlagsbranche wohl warm anziehen – zumindest solche Verlage, die keine „drittklassige Krimis“ auf den Markt bringen, auf die Benevento ausdrücklich verzichten will.

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