„Nackt in Turnschuhen“ von Tommi Horwath: Einen guten Zahnarzt wechselt man nicht
Als Bibliothekar hat man es schon nicht leicht. Aber was soll da erst Paul sagen? Sein Leben gleicht dem eines pubertierenden Jungen. Er wohnt mit 34 noch bei Mutti und hat auch sonst nicht viel zu lachen. Stattdessen bekommt er auch noch Besuch aus dem Reich der Toten.
Paul sitzt in einem Zug von Wien, wo er wohnt, nach Bruck an der Leitha, wo er aufgewachsen ist. Er ist unterwegs zu seinem Zahnarzt, zu dem er schon immer gegangen ist. Und bereits jetzt sind wir tief drin in „Nackt in Turnschuhen“ von Tommi Horwath – denn Veränderungen sind Pauls Sache nicht. Das hatte ihm seine Mutter immer eingeimpft. Bei ihr wohnt er auch immer noch.
„Nackt in Turnschuhen“: Der tote Opa spricht zu ihm
Und einen guten Zahnarzt, den wechselt man erst recht nicht. Außerdem ist es Pauls Überzeugung, „nicht mehr als notwendig mit anderen Menschen zu tun zu haben“. Eine zufällige Begegnung mit einem kleinen Mädchen und seiner Mutter am Bahnhof spiegelt diese Überzeugung gleich eingangs des Buches wider. Der eigentliche Paukenschlag aber ist es, dass Pauls vor 20 Jahren gestorbener Großvater immer wieder zu ihm spricht – Paul kann ihn sogar sehen.
Aus dieser Gemengelage und dem Umstand, dass Paul keine Freundin hat, noch nie mit einer Frau zusammen war, ja noch nicht einmal in seinem Leben eine Frau geküsst hat, strickt Horwath eine hübsche kleine Geschichte, die sich wie ein Märchen aus der Neuzeit liest.
Diese Details ziehen sich wie rote Fäden durch das Buch und führen Paul auf seiner Reise durch eine Welt, die ihn trotz aller Widrigkeiten dennoch fasziniert. Pauls Trip führt ihn schließlich wieder an seinen Arbeitsplatz in die Bibliothek – und dort wird er zufällig Zeuge eines Dialogs, der sich zwischen zwei Professoren entspinnt. Es geht darin um einen Ritus, mit dem man sich offenbar böse Geister vom Leib halten kann. Und wer, wenn nicht Paul, könnte den Eindruck haben, von Geistern verfolgt zu sein?
Cello, Chili und Chaos
Damit ist sein Opa natürlich nicht gemeint, der ist ein lieber Geist und hat für Paul auch immer Ratschläge bereit. Pauls Dämonen sind eher seine Unlust, sich Veränderungen zu stellen, seine Mutter – und junge Frauen. Kann Paul sie besiegen und seinen Weg machen, der ihn zum ersten Kuss seines Lebens führt?
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Und was hat es mit der Chilischote, dem Cello und dem Ritual in diesem Chaos nur auf sich? Wir werden es bald erfahren, denn Pauls Geschichte fesselt den Leser und ist ziemlich kurzweilig erzählt.
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