„Das große Schweigen“ von Katja Montejano: Wenn düstere Geheimnisse Menschen zu Monstern machen
Zu welch grausamen Taten sind Menschen in der Lage, wenn sie ihre dunkelsten Geheimnisse mit niemandem teilen dürfen? Katja Montejano geht dieser Frage in ihrem jüngsten Krimi „Das große Schweigen“ auf den Grund und beleuchtet die dunkle Seite einer scheinbar heilen Gesellschaft.
Eine verwirrte alte Dame stürzt sich nach einem Attentat in den sicheren Tod. Der Anfang eines Albtraums. Ein grausames Phantom löscht seine Opfer wie kleine Marionetten aus. Seine Identität bleibt so rätselhaft wie sein Motiv. Doch um manch dunkles Geheimnis zu lüften, muss man graben. Tief graben …
Ein rätselhaftes Attentat – der Startschuss für eine grausame Mordserie
Schon im Prolog wird der Leser mit einem grausamen Schicksal konfrontiert: Ein junges Mädchen wird von drei Männern überwältigt, mit einer Spritze gefügig gemacht und bei vollem Bewusstsein vergewaltigt.
Szenenwechsel: Viele Jahre sind vergangen. Eine alte Frau, die wie fremdgesteuert wirkt, besucht die Kanzlei des Staranwalts Ferdinand Bouillè in Bern. Als sie vehement nach Ferdinands Vater, Jacques Bouillè fragt, weicht Ferdinand der unheimlichen Unbekannten aus und verweigert jede Auskunft. Eine folgenschwere Entscheidung, denn plötzlich sticht die Frau wie im Wahn auf den Anwalt ein.
Noch ehe die Polizei am Tatort eintrifft, stürzt sich die alte Dame aus dem Fenster in den sicheren Tod. Das Motiv der mysteriösen Frau bleibt den Ermittlern ein Rätsel und man vermutet geistige Verwirrtheit.
Ferdinands Tochter und ehemalige Kripobeamtin Primrose Bouillé erfährt voller Entsetzen von dem Anschlag auf ihren Vater und beginnt, gemeinsam mit ihrem Ex-Kollegen zu ermitteln. Dass ihr Albtraum erst noch beginnen soll, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn während ein gnadenloser Killer nach und nach alle Freunde von Primrose tötet, laufen alle Hinweise um seine Identität ins Leere.
Zu ausgefeilt und perfide ist das Spiel, das er mit seinen Opfern spielt. Als Primrose immer mehr in das Visier des Täters gerät und sogar eine bedrohliche Nachricht mit dem Text „Atme, so lange du kannst“ erhält, muss sie erkennen, dass dieser es nur auf eines abgesehen hat: sie selbst.
Ein Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele liefert
Katja Montejano fängt ihre Leser bereits auf der ersten Seite ein und hält die Spannung auf einem konstant hohen Level. Die Geschichte wird im stetigen Wechsel aus der Perspektive von Primerose, ihrer Freunde sowie der des Täters erzählt, sodass der Leser einen umfassenden Einblick in die Gefühlswelt aller Charaktere erhält.
Die Protagonisten spiegeln einen nachvollziehbaren Querschnitt der Gesellschaft wider, sind authentisch gezeichnet und besitzen sowohl sympathische als auch unsympathische Seiten.
Durch den zusätzlich ständigen Wechsel der Handlungsorte gewinnt die Geschichte zunehmend an Tempo und man spürt förmlich, wie sich die Schlinge immer weiter zuzieht. Einzelne Indizien werden aus immer neuen Blickwinkeln beleuchtet, sodass der Leser seine bisherigen Vermutungen rund um den Täter immer wieder anzweifeln muss.
Bis zum Ende fiebert der Leser mit der Hauptfigur Primrose mit und hofft, dass es ihr gelingt, den Täter rechtzeitig zu finden und hinter sein dunkles Geheimnis zu kommen. Nach einem spannungsgeladenen Plot mündet der Roman in ein Herzschlagfinale, das überraschend wie auch nachvollziehbar ist.
Fazit: Ein schonungsloser Krimi über den düsteren Teil einer Gesellschaft
„Das große Schweigen“ von Katja Montejano ist ein gut durchdachter Kriminalroman, der den Lesern grandiose Lesestunden verspricht. Mit sehr guter Beobachtungsgabe behandelt die Autorin ein abtrünniges Kapitel der Schweizer Geschichte, das bis 1981 ein dunkler Teil der Gesellschaft war.
Schonungslose Details sowie zwischenmenschliche Schilderungen vereinen sich in diesem Werk zu einer atemberaubenden Komposition aus Thriller und Krimi.
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