„20 Sekunden Ewigkeit“ von Siegfried Langer: Wenn Erinnerungen zum Albtraum werden
Entscheidungen: Sie bestimmen wer wir sind und formen gleichermaßen unsere Zukunft und Vergangenheit. Sie bringen uns zum Verzweifeln oder lassen uns mit Stolz auf unser Tun zurückblicken. Doch was passiert, wenn wir mit den größten Herausforderungen unseres Lebens erneut konfrontiert werden und die Möglichkeit bekommen, diesmal einen anderen Weg einzuschlagen? Siegfried Langer zeigt in seinem Psychothriller „20 Sekunden Ewigkeit“ auf beeindruckende Weise, dass jede neue Tür sowohl Glück als auch Untergang bereithalten kann.
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Es ist ein Szenario des Grauens: Alexandra Wilke wacht in einem dunklen und kalten Zimmer auf. Sie ist allein und einzig mit einem grauen Kleidchen bedeckt. An ihrem Zeh ein Zettel mit ihrem Namen. Alexandra ist sich sicher, Opfer eines Wahnsinnigen zu sein. Schließlich findet sie einen Ausweg aus ihrem Verlies und findet sich in einem Haus wieder, in dem nichts so ist, wie es scheint.
Ein Haus, in dem nichts so ist, wie es scheint
Die junge Alexandra Wilke ist keine gewöhnliche junge Frau. Denn seit ihrer Kindheit wird sie von sogenannten „Fugues“ geplagt: Eine mysteriöse Krankheit, die sie, ähnlich wie Blackouts, ganze Zeitabschnitte vergessen lassen. Sind es anfangs nur einzelne Stunden, kommt es immer häufiger vor, dass ganze Tage aus ihrem Gedächtnis gelöscht sind. Ihre Eltern sind ratlos, und auch ihr Psychologe dringt nicht gänzlich zu ihr durch.
Mit zunehmendem Alter verringern sich ihre Aussetzer und scheinen eines Tages gänzlich verschwunden zu sein. Bis Alex eines Tages in einem kalten, dunklen Raum aufwacht, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen ist. Lediglich ein Spind sowie ein schwerer Metallschrank säumen das dunkle Verlies. Wurde sie von einem Wahnsinnigen entführt, der sie nun dort unten gefangen hält?
Als sie endlich einen Ausweg aus dem kahlen Raum findet, erfolgt der nächste Schock. Eine Treppe führt sie mitten in das Wohnzimmer ihres Elternhauses. Doch wie kann das sein? Sind ihre Fugues zurückgekehrt und ist das Ganze nur ein böser Traum? Doch diese Hoffnung soll Alex schnell begraben. Denn immer wieder kreuzt ein kleiner Junge ihren Weg, der ihr des Rätsels-Lösung auf einem Silbertablett serviert – sofern es Alex gelingt, seine Rätsel zu lösen. Glaubt Alex anfangs noch einen schlechten Scherz, verschwimmen schon bald die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit.
Was ist Wirklichkeit und was ist Schein? Und wer ist dieser kleine Junge, der Dinge über Alex weiß, die eigentlich nur sie wissen kann? Und wer oder was hat sie an diesen geheimnisvollen Ort gebracht? Alex begibt sich auf eine Reise, die sie immer wieder aufs Neue herausfordern soll, bis sie der schockierenden Wahrheit endlich näherkommt.
Wenn das Grauen sich von hinten heranschleicht
Mit „20 Sekunden Ewigkeit“ liefert Siegfried Langer einen ebenso außergewöhnlichen wie intelligenten Psychothriller, bei dem sich das Grauen still und leise über die Hintertreppe anschleicht. Dank des flüssigen und klaren Schreibstils versteht es Siegfried Langer wie kein Zweiter, den Leser mit den ersten Seiten in seinen Bann zu ziehen und nicht wieder loszulassen. Sowohl die beklemmende Atmosphäre von Alex‘ düsterem Verlies als auch die fantastische Gestaltung der einzelnen Figuren machen diesen Thriller aus.
Stück für Stück erschafft der Autor ein surreales Bild von Leben, Tod und wahrer Liebe, die alle Grenzen überwindet. Trotz der bedrohlichen Stimmung liebt das Buch die Farben und skizziert das Geschehen in all seinen Nuancen und Schattierungen. Ja, die Zeilen schockieren und machen traurig, nur um den Leser kurze Zeit später wieder sanft in den Arm zu nehmen.
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Mit jeder Seite öffnet sich dem Leser eine neue Tür, in die es sich einzutreten lohnt. Durch immer neue Erinnerungen und Rückblenden fügt sich das Puzzle um Alex rätselhaften Verbleib stückweise zusammen und die Wahrheit scheint zum Greifen nahe. Sobald man denkt, auf der richtigen Fährte zu sein, wirft Siegfried Langer neue Figuren ins Geschehen und lässt den Leser atemlos zurück.
Während man gemeinsam mit Alex eine ganze Bandbreite an Emotionen durchlebt, bleiben die übrigen Figuren undurchsichtig, sodass bis zum fulminanten Finale unklar ist, wer es wirklich gut mit Alex meint.
Fazit: Mehr als nur ein packender Psychothriller
Mit seiner gekonnten Verstrickung von Fiktion und Wahrheit hat Siegfried Langer mit „20 Sekunden Ewigkeit“ einen atemberaubenden Psychothriller erster Güte geschaffen. Statt auf übertriebene Schockmomente oder blutige Szenen setzt Siegfried Langer auf Spannung, Drama und starke Charaktere.
Doch wer aufmerksam liest, wird in „20 Sekunden Ewigkeit“ weit mehr als einen Psychothriller der Extraklasse finden. Vielmehr ist das Werk eine wunderschöne Liebeserklärung an das Leben und die Liebe und zeigt uns, was unsere Aufgabe im Leben ist. Wer ein bisschen Herz und Fantasie besitzt, wird die wunderbare Message dieses Romans nur allzu gut verstehen und noch lange über das Gelesene nachdenken.
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