Nachdem wir bereits mehrfach über das nordkoreanische Samjiyon-Tablet berichtet haben, gibt es jetzt den ersten Testbericht eines westlichen Nutzers. Der Deutsche Rüdiger Frank ist Ökonom und Ostasienwissenschaftler, hat eine Professur an der Wiener Universität inne und konnte sich das Nordkorea-Tablet bei einem seiner Besuche dort kaufen. Dankenswerteweise hat er seine Eindrücke in einem englischsprachigen Artikel veröffentlicht.

Samjiyon: iPad-Alternative aus Nordkorea

Dort ist zu lesen, dass Nordkoreas iPad-Alternative von einem 1 GHz Prozessor angetrieben wird und über 1 GB RAM verfügt. Außerdem gibt es vier Gigabyte internen Speicher sowie einen MicroSD-Kartenslot indem sich bereits eine 8-Gigabyte-Karte befinden soll. Das 7 Zoll große Display löst mit 800 x 480 Bildpunkten auf. Auf eine Verbindung zum Internet müssen Nutzer allerdings verzichten, aber das dürfte das diktatorische Regime vermutlich eher als Feature verstehen. Es soll wohl die Möglichkeit geben, sich mit dem Tablet in Nordkoreas abgeschottetes Intranet einzuwählen, der Tester konnte dies allerdings nicht.

Samjiyon Tablet in einem Geschenkeshop in Pjöngjang (c) North Korea Tech

Samjiyon Tablet in einem Geschenkeshop in Pjöngjang (c) North Korea Tech

Immerhin hat man das Android-Tablet aber gleich mit ein paar eBooks ausgestattet. Neben einer umfassenden Auswahl an Propaganda-Texten über die unglaublichen Siege der nordkoreanischen Herscherdynastie über den US-Imperialismus finden sich bemerkenswerterweise auch einige westliche Literaten auf dem Tablet. So können Besitzer des Geräts beispielsweise „Eugénie Grandet“ von Honoré de Balzac oder „Les Miserables“ von Victor Hugo lesen. Mit „Vom Winde verweht“ von Margret Mitchel und „Eine amerikanische Tragödie“ von Theodore Dreiser befinden sich auch gleich zwei Texte vom amerikanischen Klassenfeind auf dem Tablet.

Neben den eBooks sind auch mehrere Wörterbücher und Lernapps auf dem Tablet vorinstalliert. Außerdem hat der oberste Führer in seiner Weisheit auch an eine vernünftige Auswahl an Spielen gedacht. Darunter befindet sich übrigens auch das allseitsbeliebte „Angry Birds“, allerdings unter dem deutliche kreativeren Namen „Steinschleuder abfeuern“ (bzw. komuch’ong ssogi). Außerdem gibt es Office-Apps, einen PDF-Reader, einen Musik- und einen Video-Player sowie eine ganze Reihe weiterer Standard-Apps.

Nordkorea-Tablet empfängt analoges Fernsehen

Überraschend ist die Integration einer Antenne für den Empfang von analogem Fernsehen. Und ja, ihr habt richtig gehört, das Nordkorea-Tablet kann tatsächlich etwas, was euer iPad oder Nexus 7 nicht kann. Ich bin genauso überrascht wie ihr! Wer Lust hat und der englischen Sprache mächtig ist, findet den 16-seitigen Artikel über das Samjiyon-Tablet von Rüdiger Frank findet ihr hier im PDF-Format.

Ein weiterer Test findet sich auf der Seite North Korea Tech, wo die Spezifikationen genau unter die Lupe genommen werden. Einen ersten Eindruck von dem norkoreanischen Tablet verschafft ihr euch am besten in folgendem Video.

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