Man lässt sich nicht lumpen im Arbeitertraumland von Kim Jong-un. Mit dem Samjiyon – das bereits vor einem Jahr einmal kurz aufgeblitzt war – gibt es nun auch in der – etwas irreführend benannten – demokratischen Volksrepublik Korea ein veritables Tablet. Gut, Internet-Konnektivität ist nicht vorhanden, würde im Falle der stark abgeschotteten Diktatur aber auch kaum Sinn ergeben. Aber immerhin schützt man sich so nicht nur vor freier Presse und Meinungsaustausch, sondern auch recht effektiv vor Schadsoftware wie Trojanern oder Viren.

Android-Tablet für Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un

Die genauen technischen Daten des Tablets sind leider nicht bekannt. Es handelt sich aber wohl um ein Android-Tablet. Und ja, der erste Sekretär der Partei der Arbeit Ko-reas, erster Vorsitzender der nationalen Verteidigungskommission und Marschall der demokratischen Volksrepublik Koreas Kim Jong-un hat selbstredend dafür gesorgt, dass seine Untertanen trotz alledem Spaß an ihrem Tablet haben. Dafür wurde nicht nur ein „Angry-Birds“-Klon vorinstalliert, es sollen sich auch verschiedene Kriegsspiele auf dem Gerät befinden. Dem Vernehmen nach geht es hauptsächlich um das Abschießen von Panzern. Womit sollte man sich in einem Land auch die Zeit vertreiben wollen, dass sich seit nunmehr über 60 Jahren mit seinen Nachbarn in einem mal mehr oder minder intensiven Konflikt befindet. Zum Ausgleich gibt es aber auch ein Basketballspiel.

Auch einige Nordkoreaner können jetzt "Angry Birds" am Tablet spielen (c) Rovio

Auch einige Nordkoreaner können jetzt „Angry Birds“ am Tablet spielen (c) Rovio

Da Bildung nicht zu kurz kommen darf, gibt es außerdem Apps, in denen man alles Wissenswerte über Kim Jong-un, seinen Vater und den 1994 verstorbenen ewigen Präsidenten Kim Il-sung erfahren kann. Wer sich mal mehr als fünf Minuten auf der Webseite der staatlichen nordkoreanischen Presseagentur aufgehalten hat, wird vermutlich einen gewissen Eindruck davon haben, wie diese Informationen aussehen dürften. Während die naiven Propagandadarstellungen uns im Westen bestenfalls belustigen, möchte ich mir kein Leben vorstellen, in der diese nicht nur allgegenwärtig ist, sondern zumindest vorgeblich auch ernst genommen wird.

Dass das Tablet in besonders großen Stückzahlen unters Volk gebracht wird, ist eher unwahrscheinlich. Immerhin gibt der Staat ein Drittel seines Bruttoinlandsproduktes für seine Streitkräfte aus. Vermutlich wird das Tablet daher eher als Belohnung für besonders staatstreue Untertanen fungieren. Ob diese unbedingt auf weitere Propaganda angewiesen sind, wage ich dann allerdings zu bezweifeln. Das Samjiyon wird ein Kuriosum bleiben, selbst innerhalb der nordkoreanischen Staatsgrenzen. Allerdings gibt es mit „Achim“ (das bedeutet „Morgen“) einen kleinen Tablet-Bruder.

via n-tv

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