Habt ihr schon gesehen? Seit kurzem bietet Amazon neben diversen Tageszeitungen auch den Focus als Kindle-Zeitung an. Erste Rezensionen gibt es dazu schon, die auch durchaus positiv klingen. Es werden zwar unter anderem kleinere Fehler bei der Formatierung oder zu kleine Bilder bemängelt – aber alles in allem ist es scheinbar ein guter Start für den Focus.

Kindle 4 mit Cover und Licht (c) Amazon.de

 

 Zeitung auf dem Kindle vs. Multimedia-App am GalaxyTab 10.1

Ich muss allerdings zugeben, dass ich mir bisher nicht vorstellen konnte, eine Zeitung oder ein Magazin auf dem Kindle zu lesen – wenn schon, dann doch lieber als multimedial aufbereitete App auf meinem GalaxyTab 10.1. Durch den Start des Focus bin ich überhaupt erst richtig auf die Kindle-Zeitungen aufmerksam geworden, mit deren Sinn oder Unsinn ich mich daraufhin ein wenig beschäftigt habe.

Unterwegs digital Zeitung lesen

Seht euch mal in der Rush-Hour aufmerksam um: Überall werden Zeitungen gelesen, auf dem Weg zur Arbeit, um die Ecke im Cafe, in der Straßenbahn usw. – aber hey: Sind die überdimensionalen Papierberge vor dem Gesicht nicht antiquiert? Unhandlich, schnell verknittert – und „ausgelesen“ sind sie nur noch Altpapier. Das, was mich vielleicht gerade „auf die Schnelle“ interessiert, finde ich in dem Papierwust nicht. Warum also nicht digital lesen?

Kleine Bilder und mangelhaftes Layout

Aktuell bietet Amazon nur einige Tagezeitungen zum Kauf im Kindle-Store an. Nimmt man exemplarisch die SZ und betrachtet die Kundenbewertungen, ergibt sich ein durchwachsenes Bild. So kritisieren einige Leser, dass z.B. einige Artikel aus der Druckausgabe fehlen oder gar ganze Rubriken nicht vorhanden sind. Auch zu kleine Bilder oder ein mangelhaftes Layout führen zu Punktabzügen. Ich denke, dass hier mit ein wenig Nacharbeit seitens der Verlage zügig Abhilfe geschaffen werden kann – ein Layout aber, das der Druckausgabe ähnelt, wird auf dem Kindle nicht umzusetzen sein – aber, muss es das?

Sehen wir uns die Vorteile eine digitalen Tageszeitung an:

  • Die Zeitung hat ein Inhaltsverzeichnis, welches mich DIREKT zum gewünschten Artikel springen lässt. Im Idealfall untergliedert in Rubriken, die dann zu den Artikeln führen.
  • Schon mal in der Straßenbahn neben einem Zeitungsleser gesessen und vielleicht seine Hand beim Umblättern ins Gesicht bekommen? Bei Abmessungen von 16,6 cm x 11,4 cm beim Kindle ganz bestimmt KEIN Problem mehr – andersherum ist das Lesen für den Leser natürlich auch viel entspannter: Weit auseinandergebreitete Arme gehören mit einer Kindle-Zeitung der Vergangenheit an.
  • Werbung? Bis jetzt (zum Glück) Fehlanzeige!
  • Verfügbarkeit: Ganz egal, wo du bist – deine Tageszeitung ist verfügbar (wenn du 3G oder WLAN nutzen kannst). Interessant wird dieser Punkt, wenn erste regionale Zeitungen auf dem Kindle erscheinen werden – die es als Druckausgabe 200 km weiter wahrscheinlich nicht geben würde, auf die man aber nur ungerne verzichten möchte.
  • Ein weiterer Punkt: Urlaub. Mal ganz davon abgesehen, dass deutsche Zeitungen im Urlaub mit ordentlichem Preisaufschlag verkauft werden, ist natürlich nicht jede verfügbar. Und ist es nicht schön zu wissen, dass man morgens auf dem Campingplatz direkt nach dem Aufstehen nur seinen Kindle einzuschalten bracht, und die aktuelle „Heimattageszeitung“ schon auf dem Gerät wartet?
  • Die Zeitung klaut garantiert NIEMAND aus dem Briefkasten.
  • Der Preis ist (zumindest momentan) bei allen Angeboten günstiger als die jeweilige Druckversion – auch wenn es hier Kritik gibt, da eben Teile der Zeitung fehlen oder noch nicht optimal umgesetzt wurden.

Sind wir mal ehrlich, für den folgenden Satz bekomme ich keinen Cent – er spiegelt nur meine Überzeugung wider: Amazon hat mit dem Kindle und dem riesigen Buchangebot ein perfektes Ökosystem für Leseratten geschaffen. Das wachsende Angebot von Tageszeitungen wird – wenn sie von den Verlagen gut umgesetzt werden – seinen Teil zum Erfolg der eReader tun. Und wer weiß: Vielleicht siehst du ja schon morgen auf dem Weg zur Arbeit jemanden, der unterwegs auf einem Kindle liest … vielleicht sogar eine Zeitung.

Emily Bold ist Autorin und Büchernärrin, liest aber auch eBooks mit Kindle und Co. Auf ihrer Homepage könnt ihr mehr über sie und ihre Arbeit als Autorin sowie ihre aktuellen Buchprojekte erfahren.

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