Amazon liegt im Clinch mit der EU-Wettbewerbsbehörde. In einem heute gestarteten Verfahren wird überprüft, ob der Onlinehändler bei seinem eBook-Vertrieb den Wettbewerb beeinträchtige.

Konkret wollen die Wettbewerbshüter der EU zunächst englisch- und deutschsprachige eBooks unter die Lupe nehmen, die über Amazons Kindle-Plattform vertrieben werden. Es bestehe der Verdacht, so die EU-Behörde, dass Klauseln zwischen Amazon und Verlagen den Wettbewerb beeinträchtigen würden. Das könnte dann dazu führen, dass letztlich dem Kunden geschadet werde, heißt es aus Brüssel. Amazon hat den Verdacht derweil umgehend zurückgewiesen.

eBook-Vertrieb: Amazon-Klauseln in Verträgen mit Verlagen im Visier

Die EU-Kommission untersucht Klauseln in Verträgen zwischen Amazon und Verlagen, laut denen diese den E-Commerce-Riesen angeblich darüber informieren müssen, welche Konditionen sie mit Amazon-Wettbewerbern in Sachen eBook-Vertrieb abgeschlossen haben. Amazon verlange dann mindestens genauso gute Konditionen, so der Vorwurf.

eBook-Vertrieb: EU-Kommision beleuchtet Amazon-Verträge mit Verlagen (c) Amazon

eBook-Vertrieb: EU-Kommision beleuchtet Amazon-Verträge mit Verlagen (c) Amazon

Das könnte es neuen Wettbewerbern erschweren, gegen die Marktmacht von Amazon anzukommen, befürchtet die EU-Behörde. Das wiederum könnte den Verbrauchern eine geringere Auswahl an eBooks zur Folge haben.

„Amazon hat ein erfolgreiches Geschäft aufgebaut, mit dem es den Verbrauchern, auch bei eBooks, umfassende Dienstleistungen bietet. Unsere Untersuchung stellt dies keineswegs in Frage. Allerdings ist es meine Aufgabe sicherzustellen, dass sich die Vereinbarungen von Amazon mit Verlagen nicht nachteilig auf die Verbraucher auswirken, indem sie andere eBook-Händler hindern, Innovation zu schaffen und Amazon im Wettbewerb die Stirn zu bieten. Unsere Untersuchung wird zeigen, ob diese Bedenken gerechtfertigt sind“, erklärte die für Wettbewerbspolitik zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager in einer entsprechenden Pressemitteilung der EU.

Dass die umstrittenen Klauseln wettbewerbswidrig sind, steht allerdings nicht fest. Mal sehen, zu welchen Ergebnissen die EU-Kommission bei ihrer Untersuchungen des eBook-Marktes kommt. Zuletzt hatte die EU-Kommission im eBook-Bereich im Dezember 2011 eine kartellrechtliche Untersuchung gegen Apple und fünf große Verlage eingeleitet.

eBook: Marktanteil in Deutschland unter 5 Prozent

Die Marktmacht Amazons im eBook-Sektor dürfte aber nicht der Anstoß für die Untersuchungen sein, schließlich hat zumindest in Deutschland die Tolino-Allianz zuletzt stark aufgeholt. Zudem soll der Anteil von eBooks am Buchmarkt hierzulande laut Börsenverein des deutschen Buchhandels im vergangenen Jahr nur rund 4,3 Prozent betragen haben – ohne Schul- und Fachbücher.

via ORF.at

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