Das israelische Start-up Total Boox kommt mit einem innovativen Geschäftsplan auf den heiß umkämpften Markt für eBooks. Die Idee: Wer über Total Boox zum Beispiel nur die Hälfte eines eBooks liest, zahlt auch nur so viel. Je mehr Seiten man also liest, desto mehr bezahlt man. Der Firmengründer Yoav Lorch zumindest hält es für ein geniales Geschäftsmodell. Große Verlage hat man allerdings bisher nicht an Bord, obwohl schon diesen Monat der Betrieb beginnen soll.

Während eBook-Leser vermutlich die Möglichkeit gut finden, für ein Buch bei Nichtgefallen auch weniger zu bezahlen, dürfte dies weder Verlegern noch Autoren wirklich schmecken. Auch könnten zum Beispiel Studenten bei teuren Lehrbüchern, die zum Beispiel gerade in der Unibibliothek nicht vorrätig sind, viel Geld sparen, indem sie nur die für sie relevanten Stellen lesen. Aber warum sollte ein Verlag sich auf so etwas einlassen?

„Ein Problem, das nicht existiert“

Ähnlich sieht es auch Mike Shatzkin, der Gründer von The Ideal Logical Company, einer Beratungsfirma mit Fokus auf den digitalen Wandel der Buchindustrie. Gegenüber readwrite.com sagte er: „Es gibt sehr wenige Dinge, die mir einfallen würden, die eine geringere Chance darauf hätten, kommerziell umsetzbar zu sein.“ Des Weiteren meinte er, dass Total-Boox-Gründer Lorch ein Problem zu lösen scheine, das nicht existiert.

Total Boox hingegen ist überzeugt davon, dass der Anschaffungspreis eines eBooks potenzielle Leser abschrecken würde. Durch die doch recht überschaubaren Kosten, die auf einen neuen Leser zukommen, würden mehr Leute ein Buch probelesen, was letztlich auch zu mehr Lesern im Ganzen führen würde. Natürlich kann ich mir vorstellen, auf die Art einige Bücher anzutesten und bei den besseren dann eben auch den Rest zu lesen. Allerdings gibt es ja auch bei Amazon und anderen Anbietern bereits Probekapitel. Ich für meinen Teil kann mich auch nicht daran erinnern, jemals ein Buch in der Mitte abgebrochen zu haben. Wenn ich schon so weit bin, lese ich es im Regelfall auch zu Ende, aber vielleicht bin ich einfach nicht repräsentativ.

Ob Total Boox der erhoffte Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Leser, aber vor allem auch Verlage, müssen sich mit der Idee anfreunden. Auch die Tatsache, dass man die eBooks wohl nur mit einer entsprechenden Total-Boox-App lesen kann, schmeckt mir persönlich nicht wirklich. Anders kann der Anbieter aber natürlich auch schlecht wissen, wie viele Seiten man gelesen hat, um dementsprechend abzurechnen. Besagte App gibt es derzeit nur für Android, eine Version für das iPad soll aber folgen.

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