Dass Selfpublisher sich mit miesen Methoden bei Amazons eBook-Flatrate Kindle Unlimited Einnahmen erschleichen, ist nicht neu. Jetzt hat einer der Betrüger ausgepackt und über seine Machenschaften berichtet.

Black-Hat-Selfpublisher plaudert aus dem Nähkästchen

Gegenüber der Website Online Marketing Rockstars hat der Selfpublisher mit dem Pseudonym Sam Feuerstein seine Geschichte erzählt, und die bestätigt leider, was viele ehrliche eBook-Autoren immer vermutet haben: Mit einigen Tricks lässt sich Amazons Abrechnungssystem aushebeln. Auf Kosten der ehrlichen Autoren können einige schwarze Schafe so offenbar viel Geld verdienen. Das Gute: Amazon ist bei Kindle Unlimited hinter den Betrügern her und versucht, solche Lücken schnell zu schließen.

Selfpublisher Sam Feuerstein (c) samfeuerstein.de

Seien Schwächen im System einmal erkannt, lasse sich Amazon kaum mehr austricksen, erklärt Feuerstein in dem Interview. Angeblich will der selbsternannte Selfpublisher mit seinen fragwürdigen Tricks innerhalb nur eines Jahres 250.000 Euro eingenommen haben. Dabei habe ihm das mittlerweile geänderte Abrechnungsmodell nach Seiten geholfen. Ziel war es, den Leser schnell zum Ende des eBooks zu führen, etwa über den bereits bekannten Sprungmarkentrick. Amazon wertet das forcierte Überblättern der Inhalte dann als gelesene Seiten – und zahlt.

Ein weiterer Trick: Das Einbauen von lizenzfreien Wörterbüchern in die erstellten eBooks, um so die Seitenanzahl künstlich aufzubauschen und wieder ein Überblättern durch den Leser anzuregen. Ebenfalls ein von Feuerstein angeblich verwendeter Trick, der funktioniert habe, waren interaktive eBooks, bei denen die Leser sich per Klick für eine Richtung entscheiden mussten. Dieser Klick habe dann immer zum Ende des eBooks geführt, wie Feuerstein gegenüber Online Marketing Rockstars erzählt.

Selfpublisher decken Betrugsmasche auf

Dank der Anstrengungen von Selfpublishern ist der Sprungmarkentrick bei Amazon mittlerweile kaum mehr einsetzbar – zum Glück. Auch reagiert der Online-Handelsriese schneller auf entsprechende Beschwerden, sperrt Accounts von Betrügern und sorgt so besser dafür, dass Fake-eBooks nicht auch noch belohnt werden.

Weil die Tricks nicht mehr funktionierten, hat sich Feuerstein jetzt angeblich der sogenannten Chick-Lit zugewendet, also leicht verdaulichen Liebesromanen mit jungen Frauen im Mittelpunkt. Hierbei setzt der Neo-Autor auf spezielle Marketingtricks, etwa über Facebook-Events, bei denen er bekannte Namen wie Poppy J. Anderson nutzt. Eines will Feuerstein übrigens nie gemacht haben: abgeschrieben. Plagiate seien einfach nur dumm, so der Black-Hat-Selfpublisher.

Inwieweit seine Geschichten stimmen und ob sich Feuerstein wirklich von der dunklen Seite des Selfpublishings abgewandt hat, lässt sich freilich nicht so einfach verifizieren. Dass es Betrügereien im großen Umfang gab und sicher auch noch – in abgeschwächter Form – gibt, ist allerdings als sicher anzunehmen.

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