87 Prozent der Deutschen wollen geringere Mehrwertsteuer für eBooks, Wachstum eingebremst
„Die Diskriminierung von E-Books gegenüber gedruckten Büchern muss beendet werden.“ Mit diesen markigen Worten kommentiert BITKOM-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Branchenverbands, nach der 87 Prozent der Deutschen eine geringere Mehrwertsteuer für eBooks befürwortet.
eBooks: Mehrwertsteuersenkung „längst überfällig“
Aktuell werden für eBooks in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig, der Mehrwertsteuersatz für gedruckte Bücher beläuft sich dagegen auf 7 Prozent. Eine Angleichung der Mehrwertsteuersätze von eBooks und gedruckten Büchern sei „längst überfällig“, meint Rohleder. Schließlich seien eBooks ein „wichtiges Medium zur Förderung des Lesens und der kulturellen Bildung“. Sogar Druckerzeugnisse wie Broschüren oder Plakate würden von der verringerten Mehrwertsteuer von 7 Prozent profitieren, nur eben eBooks nicht.
Die Bundesregierung verweise in Sachen Mehrwertsteuer für eBooks auf europarechtliche Fragen. In Brüssel würde aber gerade über die in anderen europäischen Ländern bereits gesenkten Mehrwertsteuersätze für eBooks (auf 7 oder gar 3 Prozent) verhandelt. Aber: „Das Mehrwertsteuergefälle zwischen gedruckten und digitalen Büchern wirkt in der Praxis wie eine Innovationsbremse“, kritisiert Rohleder.
Ob es daran liegt oder daran, dass eReader sich gegenüber Smartphones und Tablets mittlerweile schwertun: Das rasante Wachstum am deutschen eBook-Sektor hat sich jedenfalls verlangsamt. Statt fast 63 Prozent Umsatzwachstum wie im Jahr 2013 stehen in den abgelaufenen ersten drei Quartalen 2014 im Vergleich zum Vorjahr nur noch 8,7 Prozent Plus zu Buche. Der Anteil von eBooks am Publikumsmarkt ist laut Zahlen des Börsenvereins des deutschen Buchhandels auf 4,8 Prozent gestiegen.
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Vielleicht könnte eine Senkung der Mehrwertsteuer für eBooks dem Markt tatsächlich wieder zu etwas mehr Dynamik verhelfen. Laut BITKOM werde durch die steuerliche Ungleichbehandlung der Druck auf die Verlage, den digitalen Wandel voranzutreiben, verringert. Die Bundesregierung habe genug Spielraum, für eine Anpassung zu sorgen. Seine Argumente hat der BITKOM in einem „Policy Paper“ zusammengefasst.
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