„Rubinrotes Blut“ von Anna Trapp: Falsches Spiel mit Leonardo
Wer meint, die internationale Kunsthandelsszene zu kennen und glaubt, dort gehe alles mit rechten Dingen zu, ist naiv. Und genau in diesem Milieu hat Anna Trapp ihr neues Buch „Rubinrotes Blut“ angesiedelt. Kabale, Liebe, Erotik und Hinterlist sind die Zutaten, aus denen Anna Trapp einen Roman gezaubert hat, der vor überraschenden Twists und Wendungen nur so strotzt und dabei dennoch nicht überfrachtet wirkt.
Der Kunstexperte, der Peter Peterson heißt und mit allen Wassern gewaschen ist. Seine Komplizin Antonia, an- und aufreizend zugleich und mit einem Sexappeal, den sie gewinnbringend einzusetzen weiß. Ihr gemeinsames Ziel: der gewaltige Betrag von sage und schreibe 120 Millionen amerikanischen Dollar.
Dabei scheuen sie vor nichts zurück: Intrigen, Betrug, Mord und Sex sind die Zutaten, auf die sich Protagonisten in Anna Trapps Roman „Rubinrotes Blut“ bestens verstehen. Eine heiße, ja explosive Melange, die in der undurchsichtigen Szene des internationalen Kunsthandels angesiedelt ist.
Wahr oder falsch, oft bleibt das offen
„‚Selbst mein Kinn ist eine Fälschung‘, dachte Peterson“, das Buch steigt ein im weltberühmten Pariser Louvre und spielt bereits auf den ersten Seiten, ja in den ersten Zeilen mit dem Unklaren; spielt damit, ob es wahr oder falsch ist, was der Leser aufnimmt. Beim Lesen meint man manchmal, als würde die Autorin hinter einem stehen und zweideutig lächeln.
Sprachgewandt und mit einem feinen Gespür für Spannung führt Anna Trapp ihre Leser immer tiefer hinein in ein Dickicht aus Ränkespielen und zwielichtigen Machenschaften, die die Protagonisten anstrengen, um sich gegenseitig auszubooten. Petersons Ziel: Die erwähnten 120 Millionen Dollar mit einem gefälschten Gemälde ergaunern, das angeblich von Leonardo da Vinci stammt.
Petersons Problem: Antonia. Wie Katz und Maus belauern sich die beiden, dabei lässt Antonia ihren Charme spielen und wickelt Peterson mit ihrem erotischen Appeal um den Finger. Nicht immer ist klar, wer dabei der Nager ist und wer das Raubtier.
Insiderwissen aus der Kunsthändler- und Kunstfälscherszene
Doch bezieht „Rubinrotes Blut“ seine Spannung nicht nur aus den Intrigen und der knisternden Erotik. Nein, Anna Trapp blickt tief hinter die Kulissen der Kunsthändlerszene, in der sie offensichtlich gründlich recherchiert hat. Dort wird gefälscht, was gefälscht werden kann, nicht nur Gemälde, sondern auch Skulpturen, Porzellan, alte Waffen, Schmuck und sogar Bücher.
Anna Trapp beschreibt, wie Kunstschätze nachgeahmt werden und wie diese in Kunsthändlerkreisen dennoch hohe Erträge erzielen. Das geht so weit, dass nicht nur Kunstgegenstände, sondern auch Expertisen gefälscht werden.
„Rubinrotes Blut“ ist ebenso ein Lehrstück über die kriminelle Energie in Kunstkreisen wie ein sorgfältig konstruierter Krimi, dessen manchmal überfallartige Volten dem Plot Rasanz verleihen. Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet, bleiben sich dabei aber stets treu. Die Offenheit, mit der Anna Trapp die Probleme im Kunsthandel auf den Tisch legt, wird ihr in gewissen Kreisen nicht nur Applaus einbringen.
Insofern also ein rundum gelungener Roman.
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– (noch) nicht als ePub-eBook verfügbar
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