„Old School“ von John Niven: Auf wilder Flucht vor Scotland Yard
John Niven gilt nicht zu Unrecht als der coolste schottische Autor der Gegenwart. Mit jedem Buch erfindet er sich neu und sichert sich damit selbst, gegen die Gefahr in der Wiederholungsschleife zu landen, ab. Sein Debut „Kill Your Friends“ zeigte ihn als Mann des Groben, in „Coma“ gab er sich herzhaft derb, er versuchte sich in Thriller, Mainstream und Midlifecrisis-Roman. Nun legt er mit „Old School“ einen neuen Roman vor, der ihn von der feinsten schwarzhumorigen Art zeigt.
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„Old School“: Die Tristesse des Alltags
Susan Frobisher hat keine Träume mehr. Die Wechseljahre sind vorbei, der Sohn ist aus dem Haus und ihr Mann Barry spielt daheim den diktatorischen Finanzminister. Aber sie will nicht klagen. Denn anders als ihre Freundin Julie, braucht sie sich keine Sorgen um die Zukunft machen. Langweilig, aber abgesichert.
Gerade als Julie ihren 60. Geburtstag feiert, geschieht das Unglaubliche. Barry wird tot aufgefunden. Mit einem überdimensionierten Dildo im Rektum.
Albtraum (ohne Ausweg?)“
Schnell findet die Polizei nicht nur die Todesursache heraus, sondern auch Barrys Verstrickung in zwielichtige Geschäfte, schmutzige Sexspiele und jede Menge aufgehäufte Schulden. Susans Leben gerät vollkommen aus den Fugen. Keinen Ehemann, kein Geld und bald auch kein Haus mehr.
Die Bank stellt sich stur und Susan denk an Selbstmord. Doch gute Freundinnen halten zusammen und so beschließen die beiden, sich nicht länger von der Bank ausrauben zu lassen, sondern selber die Bank auszurauben.
Attacke!
Aus dem Duo wird schnell ein Quartett und fachliche Beratung erhalten sie von Nails, einem pensionierten Bankräuber, der schon lange vom letzten großen Ding träumt. Anfänglich läuft alles noch nach Plan, doch natürlich bleibt es nicht so und plötzlich befinden sich die Damen auf einer atemberaubenden Flucht vor dem tumben und überengagierten Inspektor Boscombe. Einer Flucht, die auch vor Ländergrenzen keinen Halt macht.
„Old School“ ist ein wunderbar unterhaltsames Buch, mit skurrilen Gestalten und einem wahren Feuerwerk an verrückten Ideen. Autor Niven präsentiert sich in Höchstform und lässt dem Leser kaum Zeit, sich von den ständigen, wilden Wendungen zu erholen. Auch wenn der Plot nicht unbedingt neu ist, und man spätestens nach „Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg …“ eigentlich ahnt, was noch alles passiert (oder passieren könnte), tut das dem Spaß keinen Abbruch.
„Old School“ bietet einen höllischen Roadtrip, der die Lachmuskeln immer wieder mit schrillem Humor attackiert. Damit ist John Niven zwar immer noch kein Nobelpreis-Kandidat, aber das ist wohl auch nicht sein Ziel.
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