„Good as Gone“ von Amy Gentry: Wie gut kennst du deine Tochter?
Mit „Good as Gone“ präsentiert Amy Gentry einen mitreißenden, vielschichtigen und faszinierenden Thriller, der sich als ein Paradebeispiel der undurchsichtigen Geschichten entpuppt.
„Good as Gone“: Liebe einer Mutter
Von klein an knüpfen Menschen Freundschaften und schenken selbst Fremden so manches Mal Vertrauen. Doch kein Gefühl dieser Welt ist mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind zu vergleichen. Keine Liebe ist reiner und keine Liebe verzeiht mehr. Doch können wir selbst diesem unzerstörbaren Gefühl immer trauen? Nun, das hängt nicht nur von unserem Gegenüber ab, sondern in erster Linie davon, wer wir eigentlich sind.
Acht Jahre sind vergangen, seit Julie mitten aus ihrem Kinderzimmer entführt wurde. Auch wenn die Polizei die Suche mittlerweile eingestellt hat, glauben Julies Eltern Anna und Tom fest daran, dass ihre Tochter eines Tages doch wieder auftaucht. Dann klingelt es eines Tages an der Tür.
Anna traut ihren Augen kaum, als sie das 21-jährige Mädchen sieht, das völlig barfuß vor ihrer Haustür steht. Doch es scheint Wirklichkeit, ihre Tochter ist zurück. Wenn auch die Euphorie anfangs groß ist, treten schon bald erste Unstimmigkeiten auf und Anne zweifelt an der Geschichte des Mädchens. Gemeinsam mit einem Polizisten macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und soll schon bald das Unglaubliche erfahren.
Eine unglaubliche Rückkehr
Acht Jahre sind mittlerweile vergangen. Acht lange Jahre seit Julie im Alter von dreizehn Jahren aus ihrem Kinderzimmer entführt wurde. Ihre drei Jahre jüngere Schwester Jane konnte sich im letzten Moment im rettenden Wandschrank verstecken. Obwohl sie Zeugin der schrecklichen Tat wurde, konnte die Polizei den Täter bis heute nicht ausfindig machen und hat den Fall mittlerweile zu den Akten gelegt. Julies Eltern Tom und Anna haben die Hoffnung niemals aufgeben, ihre Tochter eines Tages doch zu finden.
Gerade als sie sich langsam mit ihrem Schicksal abfinden, geschieht das Unfassbare: Ein 21-jähriges Mädchen steht vor ihrer Tür, mit nackten Füßen und behauptet, ihre Tochter Julie zu sein. Und obwohl sie sich sichtlich verändert hat, ist das Gefühl der Vertrautheit sofort wieder da und die Familie schließt Julie glücklich in ihre Arme.
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Auch wenn Julies Verhalten zunächst keine Zweifel offenlässt, spürt vor allem Anne bald, dass irgendetwas an der Geschichte des Mädchens nicht stimmt. Immer neue Ungereimtheiten treten zutage und auch bald beginnt der Rest der Familie misstrauisch zu werden. Als Anna dann auch noch von einem ehemaligen Polizisten geheime Einblicke in einen Entführungsfall bekommt, keimt in ihr ein unglaublicher Verdacht auf.
Beide machen sich auf die Suche nach der Wahrheit und Anna ruft damit unwissend ein weiteres Unglück herbei, das das Familienband auf eine harte Probe stellen soll. Ist das junge Mädchen wirklich Julie? Kann Anna dem Polizisten vertrauen? Kann sie ihrer eigenen Wahrnehmung vertrauen?
„Good as Gone“: Außergewöhnlich, spannend und einfühlsam
Mit „Good as Gone“ liefert Amy Gentry einen ungewöhnlichen Thriller, der sich langsam aufbaut und den Leser immer tiefer in ein Drama rutschen lässt, das ihn förmlich den Atem stocken lässt. Dabei beschönigt die Autorin nichts und schafft von der ersten Seite an eine immense Intensität, die den Leser zu schockieren weiß und ihn stetig mit der Familie mitbangen lässt.
Geschickt verflechtet sie mit Annas und Julies Sichtweise zwei essenzielle Erzählstränge, die sich nach und nach der Kernfrage nähern, ob es sich bei der jungen Frau tatsächlich um die vermisste Julie handelt. Neben den Beziehungen innerhalb der Familie sind vor allem die Erlebnisse des aufgetauchten Mädchens als auch die unerschütterliche Liebe einer Mutter zu ihrem Kind einfühlsam und berührend geschildert.
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Das Buch zeigt zudem auf, wie beeinflussbar die Menschen sind und mit welcher Macht sie sich einer Illusion hingeben, nur um die Realität nicht sehen zu müssen.
Fazit: Das Grauen hat viele Gesichter
Wenn auch all die Ungereimtheiten anfangs zunächst für viel Verwirrung sorgen, schreibt die Autorin doch so klar und eindringlich, dass dem Leser Angst und Bange wird vor dem Schrecken, der hinter jeder Ecke lauern kann. Ein außergewöhnlicher Thriller, der eindringlich die zwischenmenschlichen Beziehungen schildert und noch lange Zeit zum Nachdenken anregt.
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