„Endgültig“ von Andreas Pflüger: Nicht jede Wahrheit ist für das Auge sichtbar
Von allen Sinnen, die wir mitführen, ist es unsere Sehkraft, die am wertvollsten ist. Sie lässt uns Formen und Konturen erkennen und erlaubt es uns, Freund und Feind zu unterscheiden. Doch selbst wenn dieser Sinn erloschen ist, sind wir noch lange nicht kampfunfähig. Denn die Wahrheit lässt sich selten mit dem bloßen Auge erkennen – wie der Thriller „Endgültig“ von Andreas Pflüger zeigt.
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Die hartgesottene Ermittlerin Jenny Aaron verliert bei einem gefährlichen Einsatz ihr Augenlicht. Ein Schicksal, das die junge Frau nicht in die Knie zwingt, sondern dazu ermutigt, als Fallanalytikerin ihre Berufung zu finden. Doch eines Tages wird ein alter Fall neu aufgerollt. Ein Fall, der der Schlüssel zu Aarons Vergangenheit sein könnte.
Wenn die eigenen Sinne zur tödlichen Waffe werden
Jenny Aaron ist eine hartgesottene Ermittlerin einer Eliteeinheit und macht ihrem Ruf als Kampfmaschine alle Ehre. Doch ein tragisches Unglück soll das Leben der jungen Frau für immer verändern. Ein gefährlicher Einsatz geht schief und während Aarons Partner schwer verletzt zurückbleibt, verliert sie bei einer Verfolgungsjagd ihr Augenlicht. Ihre Erinnerungen an diesen Tag scheinen jedoch wie ausgelöscht.
Wenngleich die junge Frau ihre Position in der hocheffektiven Eliteeinheit aufgeben muss, hat ihr Schicksal ihre verbliebenen Sinne geschärft, sodass sich Aaron als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA Rang und Namen gemacht hat. Denn obwohl sie blind ist, hat sie das „Sehen“ nicht verlernt und versteht es besser als zuvor, die Wahrheit zwischen den Worten zu finden.
Doch dann treten eines Tages die Geister der Vergangenheit in ihr Leben. Ein alter Kollege ordert Aaron nach Berlin, um den mehrfachen Frauenmörder Reinhold Boenisch zu verhören, den sie vor vielen Jahren hinter Gittern brachte. Dieser hat im Gefängnis eine Psychologin umgebracht und besteht nun darauf, einzig mit Aaron zu sprechen.
Mit gemischten Gefühlen fliegt Jenny Aaron nach Berlin, denn dort wartet nicht nur ein Schwerverbrecher auf sie, sondern auch ihr damaliges Kollegenteam, das sie vor fünf Jahren das letzte Mal gesehen hat. Schon bald nach Aarons Ankunft wird klar, dass Boenisch nicht ohne Grund nach der jungen Frau verlangte und selbst nur die Schachfigur eines riesigen Komplotts ist.
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Aaron begibt sich auf einen Trip, der ihr endlich näherbringen soll, was damals wirklich in Barcelona zu dem Unglück geführt hat. Die einstige Ermittlerin muss sich längt verdrängten Erlebnissen stellen, immer wieder sich selbst anzweifeln und sich vor allem eine Frage stellen: Wer will sich nach so langer Zeit an ihr rächen?
„Endgültig“: Wenn Menschen über sich hinauswachsen
Mit „Endgültig“ legt Andreas Pflüger einen rasanten und fesselnden Thriller hin, der den Leser mit der ersten Seite in seinen Bann zieht. Hierbei setzt der Autor geschickt Zeitsprünge und Perspektivwechsel ein, die der Geschichte einen besonderen Tiefgang verleihen und die bruchstückhaften Erinnerungen der Protagonistin nach und nach zu einem großen Ganzen zusammenfügen.
Mit sehr guter Recherche und viel Einfühlungsvermögen schildert Pflüger dabei nicht nur das Schicksal, sondern vor allem auch die beachtlichen Fähigkeiten erblindeter Menschen. Mit viel Einfühlungsvermögen schafft er es, eine Behinderung in den Vordergrund zu rücken, die einen Menschen nicht in die Knie zwingen muss, sondern beweist, wie viel mehr wir leisten können, wenn wir sich nicht mehr auf unsere Augen verlassen können.
Fazit: Ein anspruchsvoller und packender Thriller
„Endgültig“ ist ein atmosphärisch dichter Thriller, der mit einer bewundernswerten Ermittlerin und vielschichtigen Handlung besticht. Wenn er auch sehr komplex und anspruchsvoll ausfällt, gewährt der Thriller doch zugleich eine beeindruckende Sicht in die Welt der Erblindeten.
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