„Memory Effekt“ von Lena Sander: Wenn der Traummann zum Albtraum wird
Mit „Memory Effekt“ liefert Lena Sander ihren Lesern einen Psychothriller, der unter die Haut geht und nur allzu realistisch die Hölle von Gewaltopfern schildert. Damit gelingt es der Autorin ein weiteres Mal, auch sensible Themen authentisch und ohne Umschweife in ihr Werk einzubinden.
Psychische und körperliche Misshandlungen sind noch immer keine Seltenheit und können hinter jeder Tür stattfinden. So manch glanzvolle Fassade einer vermeintlichen Bilderbuch-Ehe beginnt beim genauen Hinsehen nur allzu schnell zu bröckeln. Doch was passiert, wenn ein Opfer körperlicher Gewalt seinem verhassten Peiniger scheinbar niemals entkommen kann?
Zwei Schicksale – ein dunkles Geheimnis
Mia dachte, in dem erfolgreichen Frauenarzt Dr. Arnold West den Mann ihres Lebens gefunden zu haben. Doch diese Illusion soll nur allzu schnell zerstört werden: Der einst liebende Ehemann entpuppt sich als skrupelloser Ekel, der seine Frau die Hölle auf Erden durchleben lässt. Jahrelang quält er Mia mit körperlichen und seelischen Grausamkeiten, bis die junge Frau sogar eine Fehlgeburt erleidet.
Nach Jahren der Angst gelingt Mia endlich der Absprung und sie trennt sich von ihrem gewalttätigen Ehemann. Doch dieser zeigt sich hartnäckig und macht sie in jedem Frauenhaus wieder ausfindig.
Bis Mia eines Tages Unterschlupf in einem Sanatorium findet und ihre Spur endlich zu verwischen scheint. Gerade als Mia wieder durchatmen möchte und sich ihr Leben scheinbar wieder zum Guten wendet, macht sie eine unfassbare Entdeckung: eine Todesanzeige mit ihrem Namen befindet sich in der aktuellen Ausgabe der Tageszeitung.
Hat ihr Exmann noch immer die Fäden in der Hand und will die verängstigte Mia in eine perfide Falle locken? Mithilfe der quirligen Mitpatientin Nancy macht sich Mia auf die Suche nach der Wahrheit.
Parallel folgt ein zweiter Erzählstrang: Die Psychiaterin Linda Schwarz ist Psychologin im „Sanatorium für psychosomatische Krankheiten“ und führt ein glückliches Familienleben mit ihrem Mann Dr. Thomas Schwarz sowie der vierjährigen Tochter Leonie.
Doch auch Linda soll bald erfahren, dass ihr Glück nicht ewig anhalten soll. Als ihr Ehemann einen schweren Autounfall erleidet, bricht für Linda eine Welt zusammen und sie steht vor einem einzigen Scherbenhaufen. Als wenn dieser Schicksalsschlag nicht genug wäre, wird sie kurze Zeit später von einem Unbekannten verfolgt und sogar bedroht.
Welche Geheimnisse verbergen die beiden Ehemänner und wie sind die zunächst konträren Schicksale beider Frauen verbunden?
Schonungslos und spannend
Lena Sander liefert mit „Memory Effekt“ einen packenden und dramatischen Thriller und lässt die Leser mit ihrem fesselnden Schreibstil tief in die Geschichte eintauchen.
Sämtliche Charaktere sind genauestens beschrieben, insbesondere die Gefühle und Ängste beider Protagonistinnen sind bis ins Detail herausgearbeitet. Die Autorin nimmt zu keiner Zeit ein Blatt vor den Mund und beschreibt kompromisslos das Leid und die Demütigungen, die beide Frauen ertragen müssen.
Seite für Seite spinnt Lena Sander ihre Fäden und fügt beide Handlungsstränge zu einem gelungenen und nachvollziehbaren Gesamtwerk zusammen. Dabei lässt die Autorin ihre Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen und schickt diese nur allzu gerne auf die falsche Fährte. So steigt die Spannung kontinuierlich an und entlädt sich schließlich in einem imposanten Finale.
Fazit: Intensiver Psychothriller, der wenig Luft zum Atmen lässt
Mit „Memory Effekt“ präsentiert Lena Sander ihren Lesern einen spannenden, intensiven und eindringlichen Roman, der die Bezeichnung „Psychothriller“ wirklich verdient hat. Schonungslos und ohne Beschönigungen werden sensible Themen angesprochen, die zum Nachdenken anregen und den Leser atemlos aus dem Buch entlassen.
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