„Verschwörung“ ist die vom schwedischen Autor David Lagercrantz geschriebene Fortsetzung der „Millennium“-Trilogie von Stieg Larsson – egal, wie der geneigte Leser zu den möglicherweise im Hintergrund abgelaufenen Mauscheleien steht. Das Buch/eBook ist spannend!

Erfolgsautor Jussi Adler-Olsson hat zum Boykott von „Verschwörung“ aufgerufen. Schließlich sei der leider viel zu früh gestorbene Stieg Larsson ein Autor gewesen, der das Ausnutzen gehasst habe – und nun sei ausgerechnet er ausgenutzt worden. Zudem hat es wohl im Hintergrund Auseinandersetzungen zwischen Larssons Familie, dem Verlag, Lagercrantz und Larssons langjähriger Lebensgefährtin.

Cover "Verschwörung" von David Lagercrantz nach Stieg Larsson (c) Heyne

Cover „Verschwörung“ von David Lagercrantz nach Stieg Larsson (c) Heyne

Das darf und soll dem Fan von Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander aber egal sein – und ist es auch, wie sich an den Bestsellerlisten ablesen lässt, die „Verschwörung“ nach der Veröffentlichung erklommen hat. Im eBook-Bereich ist der Hype allerdings, vielleicht auch aufgrund des vergleichsweise hohen Preises (18,99 Euro) wieder etwas abgeklungen.

Kommen wir aber einmal zum Inhalt des vierten Teils der „Millennium“-Reihe, „Verschwörung“: Der ehemalige Top-Journalist Mikael Blomkvist ist nur noch ein Schatten seiner selbst, wird von den jungen Kollegen über die sozialen Medien verhöhnt. Auch das einst als Speerspitze des investigativen Journalismus auftretende Magazin „Millennium“ droht, seine einstige Vormachtstellung zu verlieren.

Im Visier von Geheimdiensten und der Mafia

Mikael und Lisbeth nähern sich langsam wieder an, als sie erkennen, dass sie Interesse am selben Fall haben: Ein schwedischer Top-Wissenschaftler, der eine Art besonderer Künstlicher Intelligenz entwickelt haben soll, kehrt nach Schweden zurück, um seinen autistischen Sohn vor dem prügelnden neuen Freund der Mutter zu schützen. Seine Forschung hat ihn allerdings ins Visier von Geheimdiensten, der Mafia und Hightech-Verbrechern gebracht.

Lisbeth ist derweil einer Verschwörung auf der Spur, die sich bis in die höchsten Kreise der NSA hineinzieht und den Geheimdienst mit der osteuropäischen Mafia in Verbindung bringt. Das Hacker-Genie hat es geschafft, die NSA zu hacken, was diese natürlich nicht besonders freut. Als der Wissenschaftler getötet wird, der autistische Sohn, als einziger Zeuge, ins Fadenkreuz gerät, und die schwedische Polizei ein Leck zu haben scheint, nimmt die Story an Fahrt auf.

Cover "Millenium"-Trilogie von Stieg Larsson (c) Heyne

Cover „Millenium“-Trilogie von Stieg Larsson (c) Heyne

Lagercrantz ist es, aller eventuell berechtigten Kritik zum Trotz, gelungen, einen spannenden und strukturierten Thriller zu Papier zu bringen, der nicht nur den riesigen Fußstapfen Stieg Larssons gerecht wird, sondern als würdige Fortsetzung bezeichnet werden kann. Die knapp 600 Seiten des eBooks wird der Larsson- und Krimi-Fan verschlingen. Ein Blick auf die Handlungen der „Millennium“-Trilogie ist angebracht, aber nicht unbedingt notwendig.

Straffe, zielstrebige Handlung

Was mir beim Lesen der Larsson-Originale manchmal sauer aufgestoßen ist, etwa dass zu jeder Uhrzeit literweise Kaffee getrunken wird und die Apple-Geräte ständig mit Versionsnummer genannt werden, fehlt bei dem Nachfolger. Die Handlung kam mir etwas gestraffter und zielstrebiger vor.

Es ging etwas weniger politisch zu, dafür stehen die Praktiken der Geheimdienste im Mittelpunkt – was ja durchaus in die aktuelle Zeit passt. Was mir außerdem gut gefallen hat, war der wirklich nachvollziehbare Einblick in die Welt eines Autisten – und des Missbrauchs. Dabei wird Lagercrantz aber niemals zu offensiv.

Prima ist auch, dass Lisbeth Salander in Form ihrer wunderschönen, aber umso fieseren Schwester eine echte Gegenspielerin bekommt, und auch Mikael Blomkvist bekommt ein realistisches Antlitz – mit Stärken und Schwächen. Gut gefallen haben mir auch die teils bereits bekannten Nebenfiguren. Fazit: Lesen!

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