Wer bisher unbeschwert seine eBooks über Adobes Digital Editions 4 gelesen hat, der wird beim nachfolgenden Bericht wohl etwas schlucken. Denn diese eBook-Leselösung telefoniert gerne Nachhause.

Nate Hoffelder von The Digital Reader machte jüngst auf ein enormes Sicherheitsleck bei Digital Editions 4 aufmerksam. Befreundete Hacker des Redakteurs fanden heraus, dass das Programm Unmengen an Daten an Adobe sendet.

Adobe nimmt Stellungsnahme zu den Spionage-Vorwürfen

Adobe nimmt Stellungsnahme zu den Spionage-Vorwürfen

Auch weitere Quellen bestätigten den Versand von Nutzerinformationen durch Digital Editions 4 an den Adobe-Server. Der Sicherheitsinspekteur Benjamin Daniel Mussler, welcher auch bei Amazon.com eine Lücke aufdeckte, sah diesen Vorgang ebenfalls mit eigenen Augen.

Liza Darly von Safair Books gesellt sich ergänzend in die Reihe der Zeugen und schildert, dass das Programm von Adobe sogar Daten von nicht DRM-geschützten ePubs versendet. Doch ein Durchschnüffeln der Festplatte konnte sie nicht feststellen.

Adobe erhält Informationen von geöffneten eBooks, diese können die Reihenfolge der gelesenen Seiten beinhalten oder auch Details dazu, welche Seiten überhaupt gelesen wurden. All diese Daten, nebst dem Titel des eBooks, dem Herausgeber und anderen Metadaten, werden in Klarschrift an den Adobe-Server geschickt.

Des Weiteren fand Nate heraus, dass von allen eBooks auf seiner Festplatte durch Digital Editions 4 Daten an Adobe geschickt werden.

Was sagt Adobe selbst dazu?

Der Konzern meldete sich bereits zu den Vorwürfen, auch wenn man nicht explizit auf die einzelnen Punkte einging. Adobe beteuerte, nicht die Bibliothek der Anwender abzugrasen, aber es wurde zugegeben, dass Aktionen von Lesern verfolgt würden. Dies sei aber in den Nutzungsbestimmungen festgehalten.

Das von uns ins Deutsche übersetzte Statement:

Adobe Digital Editions erlaubt den Anwendern, eBooks und andere digitale Publikationen auf ihrem bevorzugten Lesegerät zu betrachten und zu verwalten, ob nun in gekaufter oder geliehener Form. Alle gesammelten Informationen betreffend des Anwenders werden ausschließlich für die Validierung von Lizenzen und für das Implementieren von Lizenzmodellen anderer Publisher verwendet.

Des Weiteren werden diese Informationen ausschließlich dem Buch entnommen, welches gerade vom Nutzer gelesen wird und von keinem anderen eBook aus der Bibliothek oder einer anderen Leseapp. Die Privatsphäre der Anwender ist sehr wichtig für Adobe und alle gesammelten Daten von Digital Editions werden im Rahmen der Nutzungsbestimmungen realisiert.

Fazit zur kommunikationsfreudigen eBook-Leseanwendung

Wie weit man nun den Worten von Adobe Glauben schenken möchte, bleibt einem selbst überlassen. Die riesigen Nutzungsbestimmungen liest sich, wenn man ehrlich ist, sowieso kaum ein Mensch komplett durch und es ist durchaus denkbar, dass man solche Punkte übersieht.

So lange die Informationen im Rahmen der von Adobe geschilderten Zwecke verwendet werden, ist dies wohl eher unbedenklich. Ein mulmiges Gefühl bleibt aber trotzdem, weil man sich als Leser nun doch etwas beobachtet fühlt. Wie ist eure Meinung?

Quelle: The Digital Reader

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