Wer kennt ihn nicht, Tim O’Reilly, Open-Source-Verfechter und Gründer des Verlags O’Reilly Media. Der auch schon einmal als „Guru des ‚Web 2.0′“ bezeichnete Internetvordenker hat sich in einem Interview mit dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes ganz klar gegen DRM im eBook-Bereich ausgesprochen. Begründung: Wenn ein Verlag 10.000 Exemplare eines DRM-eBooks verkauft, würden auch nur 10.000 eBooks dieses Titels in der Gesellschaft zirkulieren. Mit dem Verzicht auf DRM ließen sich vielleicht auch nur 10.000 Exemplare verkaufen, aber 100.000 eBooks würden gelesen werden.

Illegaler Download kein Verlust

Eines ist klar: Der Mann will was verändern und er lässt sich auch nicht von der Pirateriehysterie der großen Verlage anstecken. O’Reilly glaubt immerhin an das Gute im Menschen. Seiner Meinung nach würden auch dann, wenn sich alle eBooks ohne Probleme raubkopieren ließen, nicht alle Leute ohne schlechtes Gewissen daran bedienen. Einige werden immer den Wert der Arbeit honorieren. Es gibt ja die weit verbreitete – auch aus der Diskussion um illegale Musikdownloads bekannte – Theorie, dass diejenigen, die illegal downloaden, sich das dahinter stehende Produkt sowieso nicht gekauft hätten, dass dieser Download also kein Verlust für das herstellende Unternehmen darstellen würde. Ganz so schwarz/weiß würde ich das zwar nicht sehen. Aber einer gewissen Logik entbehrt die Überlegung nicht. Es wird schon ein größerer Funken Wahrheit dran sein.

eBooks ohne DRM für Roman-Autoren ein Gräuel?

Die Kehrseite der Medaille ist – im Fall DRM-freier eBooks – natürlich der Autor des eBooks selbst. Auf der einen Seite wird dieser sich freilich freuen, wenn sein Buch im großen Umfang zirkuliert. Aber wenn er mit dem Verkauf seiner Bücher seinen Lebensunterhalt finanzieren muss, wird bei ihm sicherlich im Vordergrund stehen, dass er genug Geld für seine Arbeit bekommt. Vinh Nguyen vom Essayboard argumentiert, dass der Verzicht auf DRM für Technik-eBooks in Ordnung wäre, da die Inhalte dieser Werke innerhalb kürzester Zeit nicht mehr aktuell seien und die eBooks sich dann sowieso nicht mehr verkaufen ließen; ganz anders sähe dies bei Romanen aus, die auch noch nach Jahren verkauft werden könnten. Was haltet ihr von der Idee?

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